Rezension

Spannender Psychothriller

Bleicher Tod - Andreas Winkelmann

Bleicher Tod
von Andreas Winkelmann

Bewertet mit 5 Sternen

Die Kriminalkommissarin Nele Karminter besucht ein Seminar. Hier erfährt sie, dass einer von fünfundzwanzig Menschen kein Gewissen hat und damit ein potentieller Psychopath ist. Mit so einem Menschen hat es eine junge Frau zu tun, die irgendwo allein gefangen gehalten wird. Als ihr Peiniger sich ihr nähert, ahnt sie, dass ihr letztes Stündlein geschlagen hat. Doch schon bald muss sie feststellen, dass der Killer eine besonders schmerzhafte Methode gewählt hat, ihr das Leben zu nehmen. Nie hätte sie gedacht, dass der Tod eine Erleichterung sein könnte....

Meine Meinung

Auch bei diesem Psychothriller von Andreas Winkelmann gibt es keine langsame Eingewöhnungsphase. Der Prolog startet rasant. Man beobachtet eine junge Frau, die gefangen gehalten wird. Sie weiß nicht von wem, und sie weiß auch nicht warum. Sie ahnt allerdings, dass ihr Leben bald beendet sein wird. Man ist sofort gefesselt von dem beschriebenen Szenario. Schon jetzt, ganz am Anfang der Lektüre, greift das blanke Entsetzen um sich. Die beängstigende Atmosphäre ist förmlich spürbar, als der Täter sich seinem Opfer nähert und sich dem Finale seines heimtückischen Treibens hingibt. Der Grundstein für ein gnadenlos spannendes Lesevergnügen ist somit von Anfang an gelegt.

Das Geschehen wird in verschiedenen Handlungssträngen geschildert, die sich im Verlauf der Erzählung langsam miteinander verknüpfen. Es gelingt dem Autor hervorragend, falsche Fährten auszulegen, denen man nur allzu bereitwillig folgt. Schnelle Szenenwechsel, die oft an entscheidenden Stellen stoppen, sorgen dafür, dass die Spannung durchgehend spürbar ist. Man gerät in den Sog der Ereignisse und folgt gebannt der Einführung der unterschiedlichen Charaktere.

In diesem Thriller gibt es ein Wiedersehen mit Hauptkommissarin Nele Karminter und ihrer Kollegin Anouschka Rossberg von der Kripo Lüneburg. Die beiden fahndeten bereits in "Tief im Wald und unter der Erde" nach einem gefährlichen Killer. Die aktuelle Handlung ist ein Jahr später angesiedelt, sodass man nun erfährt, wie es den beiden in der Zwischenzeit ergangen ist. Der Autor verrät allerdings nicht zu viel, sodass man die Bände vollkommen unabhängig voneinander lesen kann. Das Ermittlerteam wirkt sympathisch und hat, neben der kriminalistischen Arbeit, auch im Privatleben wieder einiges zu verarbeiten. Die eingeflochtenen Nebenhandlungen lassen die Charaktere lebendig und ihre Handlungen nachvollziehbar wirken. Sie nehmen allerdings nicht zu viel Raum ein, denn im Vordergrund steht die spannende Jagd nach dem heimtückischen Killer, der seinen Verfolgern immer einen entscheidenden Schritt voraus zu sein scheint.

Auch die weiteren Protagonisten wirken glaubhaft und lebendig. Sie haben Fehler und Schwächen und wecken Sympathien oder spontane Abneigungen. Da man die Erkenntnis des Seminars, dass einer von fünfundzwanzig Menschen ein potentieller Psychopath ist, ständig im Hinterkopf hat, stellt man sich die Frage, wer gut oder böse ist. Wem kann man trauen und liegt man mit den eigenen Vermutungen richtig? Überraschende Wendungen sorgen dafür, dass man gebannt der Handlung folgt und das Buch erst beruhigt aus der Hand legen kann, wenn der Täter enttarnt ist. Doch bei genauerer Betrachtung ist die Beruhigung nur von kurzer Dauer, denn immerhin ist einer von fünfundzwanzig ein potentieller Psychopath, und wenn man mal hochrechnet, mit wie vielen Personen man es im Laufe eines Tages zu tun hat, dann kann einen schon ein mulmiges Gefühl beschleichen....