Rezension

Recht auf Bildung...

Ich bin Malala - Malala Yousafzai, Christina Lamb

Ich bin Malala
von Malala Yousafzai Christina Lamb

Bewertet mit 4 Sternen

Ihre Geschichte sorgte international für Erschütterung: Am 9. Oktober 2012 wird die junge Pakistanerin Malala Yousafzai auf ihrem Schulweg von Taliban-Kämpfern überfallen und brutal niedergeschossen. Die Fünfzehnjährige hatte sich den Taliban widersetzt, die Mädchen verbieten, zur Schule zu gehen. Obendrein führte sie für die BBC ein vielbeachtetes Blog-Tagebuch über ihren Alltag unter den Islamisten. Damit war ihr Todesurteil gefällt. Die Kugel traf Malala aus nächster Nähe in den Kopf; doch wie durch ein Wunder kam das mutige Mädchen mit dem Leben davon. Schon kurz danach hat sie erklärt, dass dieser Anschlag sie nicht davon abhalten wird, auch weiterhin für die Rechte von Kindern, insbesondere Mädchen, einzutreten. Dies ist ihre Geschichte. Malala Yousafzai wird mit dem Friedensnobelpreis 2014 ausgezeichnet.

Das überlebte Attentat ist es, das Malala weltbekannt machte. Auch ohne dieses Buch gelesen zu haben, wusste ich, dass dieses junge Mädchen sich den Taliban entgegengestellt hatte und weiter zur Schule ging, obwohl dies nur Jungen gestattet war. Doch erst die Lektüre des Buches ließ mich die Zusammenhänge erkennen und die Zustände Pakistans, wie sie Malala in ihrer Kindheit erlebt hat.

Meine Träume können sie nicht erschießen. Meine Überzeugungen können sie nicht töten.

Kein Mensch wird als Widerstandskämpfer geboren. Doch der Wunsch nach Lernen und Begreifen ist dem Menschen immanent. Malala hatte das Glück, einen sehr engagierten Vater zu haben. Einen Vater, der selbst eine Schule leitete, eine Mädchenschule. Und der sich selbst stets dafür einsetzte, dass wie alle Mädchen auch seine Tochter in den Genuss von Bildung kam.

Ich habe das große Glück, Tochter eines Vaters zu sein, der meine Freiheit im Denken und Reden respektiert und mich an seiner Friedensinitiative teilhaben ließ, und einer Mutter, die nicht nur mich, sondern auch meinen Vater in unserer Kampagne für Frieden und Bildung unterstützte.

Bereits im Alter von zehn Jahren begann das engagierte Mädchen damit, sich für das Recht auf Bildung einzusetzen. Seit Januar 2009, als sie elf Jahre alt war, berichtete Malala auf einer Webseite der BBC in einem Blog-Tagebuch unter dem Pseudonym Gul Makai über Gewalttaten der pakistanischen Taliban im Swat-Tal.
Ihr Blog wurde schnell in Pakistan bekannt und schließlich ins Englische übersetzt. Im Jahr 2011 wurde ihr Pseudonym aufgedeckt, als sie für den Internationalen Kinder-Friedenspreis nominiert wurde. Sie bekam den Preis damals nicht, worauf die Regierung Pakistans einen jährlichen Nationalen Friedenspreis der Jugend stiftete, der ihr verliehen und im Dezember 2011 nach ihr benannt wurde.

Ein Kind, ein Lehrer, ein Stift und ein Buch können die Welt verändern...

Malala schildert in einfacher aber deutlicher Sprache ihr Leben im Swat-Tal und die Einschränkungen, die sie und andere durch die Taliban erfuhren. Ihre Gedanken dazu, ihre Gefühle, ihre Entscheidungen, ihre Erkenntnisse, ihre Entwicklung.
Was hierzulande selbstverständlich scheint, ist an anderen Orten der Welt  beschnitten und muss hart erkämpft werden, oftmals in einem aussichtslos scheinenden Kampf. Dies ist es, was das Buch deutlich macht. Aber auch die Botschaft: der Kampf um Bildung ist notwendig und lohnenswert.

Lasst uns zu unseren Büchern und Stiften greifen. Das sind unsere mächtigsten Waffen.

Das Leben vor dem Attentat nimmt einen Großteil des Buches ein. Aber auch die Geschehnisse danach werden geschildert, in einem Anhang spezifische Begriffe erläutert, die Geschichte Pakistans aufgezeigt, und es findet sich die Rede vor den Vereinten Nationen 2013 abgedruckt.
Insgesamt ein stimmiges Konzept, das mich denken lässt, dass sich vor allem auch Schülerinnen und Schüler weltweit mit dem Buch befassen sollten, damit das Recht auf Bildung immer mehr in seiner großen Bedeutung für alle Menschen erkannt und anerkannt wird.

In Pakistan gilt Malala seit dem Erscheinen ihres Buches als 'Verräterin', als Teil einer ausländischen Verschwörung gegen das Land. Ob sie je in ihre Heimat zurückkehren können wird, erscheint in diesem Zusammenhang mehr als fraglich...

Das Sprichwort 'Der Stift ist mächtiger als das Schwert' hat recht. Die Extremisten hatten und haben Angst vor Büchern und Stiften. Sie fürchten sich vor der Macht der Bildung.

Malala jedenfalls möchte nicht als das Mädchen in Erinnerung bleiben, dem die Taliban in den Kopf geschossen haben, sondern als das Mädchen, das für das Recht auf Bildung kämpft. Wer dieses Buch gelesen hat, der wird sie so sehen.

© Parden