Rezension

Reset bitte - wenn man das Leben zurückspulen könnte

Mein schrecklich schönes Leben -

Mein schrecklich schönes Leben
von Holly Smale

Bewertet mit 4.5 Sternen

„( Cassandra muß aufhören, so zu tun, als würde sich alles nur um sie drehen.) In meiner Theorie arbeitet mein Hirn wie eine faule IT Abteilung, und jedes Mal, wenn es irgendein Problem gibt, zieht es erstmal den Hauptstecker.“ S. 23

 

Die Autorin Holly Smale hat in ihrem neuen Roman eine Protagonistin geschaffen, die mit ihrer Umwelt so gar nicht zurechtkommt und nicht so recht weiß, woran das liegen mag. Sie ist anders als andere und eckt überall an. Ihr Leben fliegt ihr an einem einzigen Mittwoch förmlich um die Ohren, wieder einmal. Cassandra verliert ihren Job, ihr Freund Will trennt sich von ihr und auch die Mitbewohner*innen ihrer WG, in der sie noch gar nicht solange lebt, wollen sie auch gerne schnell wieder loswerden.

Erstaunlich ist, dass Will erst mit ihr Schluss macht, dann aber am nächsten Tag erneut mit ihr ausgehen möchte und anschließend mit den selben Worten die Beziehung wieder beendet.

Das fühlt sich für Cassandra doch sehr nach einer Zeitschleife an und vielleicht auch nach einer Chance ein paar Korrekturen vorzunehmen und ihre Beziehung zu retten.

Eine tolle Buchidee wie ich fand, die der Autorin jede Menge Möglichkeiten gibt die urkomischsten Situationen zu kreieren und das macht sie auch. So spult Cass die Zeit z.B. mal eben bis zum ersten Date zurück, um den Beginn der Beziehung schon mal perfekt zu gestalten.

Doch mal ist sie zu aufgeregt, mal hält sich ihr zukünftiger Freund einfach nicht ans Drehbuch , mal starrt sie ihn 3 Sekunden zu lange an und verschreckt ihn. Auch die erste körperliche Annäherung verträgt einige Resets.  Natürlich versucht sie gleichzeitig alle ihre Baustellen zu retten und verstrickt sich irgendwann heillos in den unterschiedlichen Zeitsträngen.

Und dann taucht auch noch ihre kleine Schwester auf, mit der sie jeglichen Kontakt abgebrochen hat….

Das selbstproduzierte Chaos war  manchmal etwas wirr aber größtenteils sehr amüsant. Dennoch ist die Geschichte nicht flach und oberflächlich. Es geht um Selbstfindung, Selbstakzeptanz, das Anderssein und auch um Traumabewältigung und Familie. Warum wird Menschen in unserer Gesellschaft, die anders sind als die Norm immer das Schlimmstmögliche unterstellt, statt ihnen einfach zu helfen sich besser zurechtzufinden? 

 

„ (Cassandra mangelt es an Empathie.)“

„( Cassandra macht sich zu viele Gedanken.“)

„(Cassandra kann ganz schön neurotisch und obsessiv sein.“)
 

Das Buch ist also auch ein Stück Gesellschaftskritik und macht nachdenklich.

Mir hat die Geschichte, die sich ganz anders entwickelt hat, als es der Klappentext vermutet hat wirklich gut gefallen. Der Roman hat mir großen Spaß gemacht und war alles andere als seicht. Ich empfehle ihn deshalb sehr gerne weiter.

4,5 Sterne