Rezension

Rundum gelungener, spannender und atmosphärischer Krimi

Waidwund - Max Stadler

Waidwund
von Max Stadler

Bewertet mit 5 Sternen

Schauplatz Oberpfalz. Holger Nübler ist nicht wirklich besorgt, dass es von seinem Vater seit einer Woche kein Lebenszeichen gibt. Seine Eskapaden zur Damenwelt ins tschechische Grenzgebiet sind allseits bekannt. Der Schock ist umso größer, als Holger beim Mähen mit der Maschine über den Leichnam seines Vaters fährt. Die Verletzungen sind bestialisch, die Leiche grausam entstellt,  doch bei der Obduktion stellt sich heraus, dass nicht alle Verletzungen von der Mähmaschine stammen. Hans Nübler wurde vor seinem Tod gefoltert, danach verstümmelt.

Die Gerüchteküche brodelt, denn fast ein jeder aus dem Unkreis hatte Grund, die Sippschaft Nübler zu hassen. Als Großgrundbesitzer haben die Nüblers ihre finanzielle Vormacht schamlos ausgenutzt. Umweltschützer machten gegen die Familie  mobil, die Biogasanlagen, die Windräder, die Monokultur waren ihnen ein Dorn im Auge. Sogar Leitner, der Polizist des Ortes steht auf Seiten der Umweltschützer und empfindet angesichts des Todes von Hans Nübler Erleichterung. Als es auch von Sohn Xaver Nübler, der sich zur Zeit auf Safari in Kenia befindet, kein Lebenszeichen mehr gibt kommt der Verdacht auf, dass hier jemand Rache an den Nüblers übt. Leitner ermittelt zusammen mit seinen Kollegen aus Regensburg.

Der Autor führt uns in seinem Krimi "Waidwund" nach Bayern. Aber nicht in das Bayern, das allen von uns so gut bekannt ist mit schmucken Dörfern, friedlichen Kühen und Tourismus. Nein, er führt uns in eine Region Bayerns wo die Menschen eher arm sind, die Häuser und Gehöfte schon bessere Zeiten gesehen haben. Er führt uns ins Grenzgebiet zur Tschechien, wo das Landleben hart und eintönig ist.  Der Schreibstil ist wunderbar bildhaft und anspruchsvoll, Max Stadler schafft eine melancholische Grundstimmung, beschreibt den Landstrich und seine Menschen dabei aber so detailliert und treffend, dass ich die Szenen bildlich vor mir hatte. Aber auch der Strang, der in Teilen Afrikas spielt ist lebendig und authentisch beschrieben. Mein Kopfkino war von Anfang an präsent.

Drei unterschiedliche Stränge laufen parallel. Leitner ist in Bayern mit der Mordermittlung beschäftigt, eine Gruppe von Jugendlichen aus dem Dorf kocht ihr eigenes Süppchen und dann gibt es noch Toby, dessen Strang in Afrika spielt. Der Fall offenbart sich Stück für Stück, jedes Puzzleteil ergibt ein Bild, das sich am Ende schlüssig zusammenfügt. Bei diesem Krimi waren meine Sympathien ausnahmsweise nicht bei den Opfern, nein, anfangs eher auf Seite des Täters, der nicht unsympathisch erscheint. Doch diese Sympathien hat er im weiteren Verlauf gründlich verspielt.

Der Krimi ist blutig, neben Menschen müssen auch einige Tiere ihr Leben lassen, was mir als Tierfreund weh getan hat. Vor allem eine Szene am Ende hat mich abgestoßen. Nichts desto trotz hat mich der Krimi voll überzeugt,  die Vielzahl der verschiedenen Themen und die Authentizität haben mich begeistert.

Fazit: Ein Krimi mit Schauplätzen in Bayern und Afrika, atmosphärisch dicht und anspruchsvoll den  man sich nicht entgehen lassen sollte.