Rezension

Schleppender Anfang, wird deutlich besser

Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl's Diner - Edward Kelsey Moore

Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl's Diner
von Edward Kelsey Moore

Die Supremes, also Odette, Barbara Jean und Clarice, sind wirklich sehr starke Frauen mit tollen Charaktereigenschaften, vielen kleinen Geheimnissen und ihren ganz eigenen Problemen, also perfekt als Protagonistinnen. Es sind wirklich unnachahmliche Charaktere, die Edward Kelsey Moore hier geschaffen hat: authentisch, menschlich und besonders. Seine Beschreibungen dieser drei heizen die Fantasie eindeutig noch an und ich sah sie richtig vor mir, wie sie sich an einem Sonntag im Diner treffen, wie sie sich benehmen, ihre Gesichtsausdrücke, ihre Kleidung. Es entstehen wirklich lebendige Bilder.

Leider hält zumindest der Anfang des Buches nicht das, was die Charaktere vorlegen: Der Inhalt kommt nur langsam in Fahrt, es brauchte eine Weile, bis ich richtig im Buch angekommen war. Gerade im ersten Drittel ließ mich von den verschiedensten Dingen leicht ablenken.
Wer hier eine Geistergeschichte erwartet, wird wohl auch nicht vollkommen zufrieden sein, denn trotz Titels und Klappentext haben die Geister eigentlich eher nebengeordnete Rollen. Es dreht sich alles um die Supremes, ihre Probleme, Krankheiten und was sie sonst noch alles zu bewältigen haben. Letztendlich haben die Geister für mich etwas von einem guten Gewissen (oder den berühmten Engelchen und Teufelchen auf den Schultern), die einen Anstoß geben, aber mehr nicht.
Doch durch die großartigen Protagonistinnen und den Weg, den sie gehen, ist das nicht so wichtig, zumindest für mich nicht. Je weiter das Buch fortschreitet, umso mehr war es ein Genuss, es zu lesen. Die Rückblicke durch die Charaktere, die Perspektivenwechsel, das die Sicht der Protagonistinnen immer wechselt, das alles gefiel mir sehr gut.  Wer vom Anfang also nicht so begeistert ist, sollte auf alle Fälle noch ein Stückchen weiterlesen, ich finde, es lohnt sich.

Und nicht nur inhaltlich, auch sprachlich konnte das Buch mich begeistern, jedoch gilt hier ebenso wie beim Inhalt: Der erste Teil schwächelt. Doch die Sprache passt einfach zu der Gegend, in der sie wohnen, und nicht nur das: Es gibt einen allwissenden Erzähler, der immer wieder, wie bereits erwähnt, die Perspektive wechselt. So kann es stellenweise vorkommen, dass man eine Szene aus einer anderen Sicht noch einmal erlebt oder zumindest streift. Diese Erzählweise fand ich besonders herausstechend, denn so werden die Probleme jeder einzelnen Supreme genauer beleuchtet, als es bei nur einer Sicht der Fall wäre.

Und das Cover, das konnte bei mir von Anfang an punkten. Ich liebe diesen nostalgischen Effekt, der nicht nur durch die Scherenschnitte, sondern auch durch das "Diner" und das verwaschene Gelb entsteht. Cover mit Nostalgiefaktor können bei mir immer punkten, aber dieses Exemplar gefällt mir ganz besonders.

Fazit

Zwar kommt das Buch etwas schwer in Gang, doch es lohnt sich, weiterzulesen und sich nicht ablenken zu lassen. "Mrs. Roosevelt und das Wunder von Earl's Diner" besticht durch lebendige Charaktere, eine abwechslungsreiche Sprachgestaltung sowie einer traurigen, berührenden und zum Lachen bringenden Geschichte.