Rezension

Beginnt zäh... entwickelt sich dann zu einem wunderbaren Debütroman!

Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl's Diner - Edward Kelsey Moore

Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl's Diner
von Edward Kelsey Moore

Bewertet mit 4 Sternen

Dieser Debut-Roman des amerikanischen Schriftstellers Edward Kelsey Moore wird oft verglichen mit Büchern wie „Grüne Tomaten“ von Fanny Flagg oder „Gute Geister“ von Kathryn Stocket. Nun… gemeinsam haben sie in der Tat einiges: die Zeit der Bürgerrechtsbewegung/ extremen Rassendiskriminierung in den USA  bildet den Rahmen der Handlung quasi bei allen dieser Romane. Die Probleme, die sich aus der strikten Rassentrennung ergeben und der immer gegenwärtige Wunsch bei „Schwarz“ und „Weiß“, diesen Unmenschlichkeiten ein Ende zu setzen, ziehen sich auch durch den Roman „Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner“.

Die drei Freundinnen Odette, Clarice und Barbara Jean sind (farbige) starke Frauen, die bereits zu Beginn ihrer Freundschaft den Namen „The Supremes“ erhielten, vom Inhaber des „Earl’s Diner“: „ All you can eat“ – Big Earl. Erzählt wird in mehreren Perspektiven: über die Frauen Clarice und Barbara Jean berichtet ein „Erzähler“, Odette jedoch erzählt ihre Geschichte selbst - in der „Ich“-Form. Wir erfahren viel aus dem Leben dieser drei Frauen vom Beginn ihrer Freundschaft in den 1960er Jahren bis zur Gegenwart.

Der Roman beginnt für mich sehr zäh. Er plätschert so dahin, die Personen werden erst einmal vorgestellt, es passiert vorerst – bis auf eine Sache – nichts. Ich habe auch zu Beginn etwas Schwierigkeiten mit der Schreibweise von E. K. Moore gehabt. Teilweise echt lange Sätze haben mich ein wenig angestrengt. Es liest sich nicht so flüssig, wie ich es zuletzt gewohnt war. ABER: mit der Zeit kommt die Gewöhnung. Dann ist man „drin“ in diesem Stil und es liest sich „gut weg“. Allerdings muss ich sagen, dass es bei mir ca. 150 Seiten gebraucht hat, um so richtig einen Fuß in die Geschichte zu bekommen. Dann aber hat sie mich unglaublich gefesselt. Die Protagonisten bekamen Charakter. Die Geschichten der drei „Supremes“, die sehr berührend sind, wurden intensiver.

Odette, die in einem Platanenbaum geboren worden ist  und vor nichts Angst zu haben scheint, sieht seit ihrem 55. Lebensjahr  (Gegenwart) Geister und unterhält sich mit ihnen. Mrs Roosevelt ist einer dieser mysteriösen Geistererscheinungen  - warum der Autor hier Mrs Roosevelt wählt, hat sich mir allerdings nicht erschlossen. Vielleicht sollte es einfach nur „witzig“ sein.  Außerdem ist die tote Mutter Odettes ihre ständige Begleiterin ab sofort, mit der Odette sich oft unterhält. Ihre Mutter hatte zu Lebzeiten selbst auch diese Gabe, Geister zu sehen und deshalb war Odette nicht sonderlich verwundert, als es bei ihr „losging“. Diese Geistergeschichten sind eine nette und witzige Sache, die den Roman mit den vielen bewegenden Momenten etwas auflockern und durchaus auch amüsieren.

Clarice, die eine strenge Erziehung erfahren hat – extrem beeinflusst durch die Calvary-Baptist-Kirche-,  ist eine talentierte Pianistin, die sich jedoch für ihren Mann entschieden hat und gleichzeitig gegen eine Musikerkarriere.  Die Ehe ist nicht besonders glücklich, die Mutter  streng religiös und – nun ja – etwas durchgeknallt.

Barbara Jean hatte eine alkoholabhängige Mutter, die früh starb, und somit eine nicht so gute Kindheit. Die Männer gingen bei der Mutter ein und aus. Man kann sich denken, was alles vorgefallen ist. E. K. Moore geht aber nur ganz reduziert darauf ein. Barbara Jean durchlebt in ihrem weiteren Leben schwere Konflikte und Schicksalsschläge.

Letztlich hat jede dieser drei Frauen ihr, mehr oder weniger,  großes Päckchen zu tragen. Durch die jahrelange Freundschaft und gegenseitige Hilfe schaffen sie es aber, durch die Höhen und Tiefen zu gehen. Es ist ein Plädoyer an Freundschaft, das der Autor zeichnet. Freundschaft gibt Halt und Stärke und Geborgenheit.

Fazit: Moores Plädoyer an Freundschaft – eingebettet in die Zeit von den frühen 1960er Jahren, als  Rassentrennung ein großes Thema war, bis in die Gegenwart- beginnt sehr langsam und ist anfangs eine Geduldsprobe aufgrund des schleppenden Handlungsverlaufes. Nach ca. 150 Seiten bin ich als Leser jedoch  endlich durch mehr Tiefe und spannende Momente in der Story belohnt und gefesselt worden. Die verschiedenen Begebenheiten sind für mein Empfinden nicht immer so glaubwürdig, kleine logische Fehler sind mir auch aufgefallen.  Was an „Tiefe“ bei einigen Charakteren wirklich gut ausgearbeitet  ist, hat mir an anderen Stellen jedoch gefehlt. Der Leser muss sich das ein oder andere selbst „zusammenbasteln“. Andererseits gibt es aber auch sehr skurrile, lustige Geschehnisse, die mich zum Lachen gebracht haben. Letztlich hat mich der Roman sehr gut unterhalten, gefesselt, amüsiert und bewegt.  Empfehlenswert.