Rezension

Sehr heftige Themen, aber richtig gut!

Das Lied der Wölfe -

Das Lied der Wölfe
von Rena Fischer

Bewertet mit 4.5 Sternen

Triggerwarnung: PTBS, Trauma, Gewalt gegen Tiere, Suizid.

 

 

Kaya soll einem schottischen Milliardär dabei helfen, Wölfe im Land wieder anzusiedeln. Sie hat bereits Erfahrungen damit und lebt für die Tiere. Doch die Bevölkerung steht dem Projekt skeptisch gegenüber, sie selbst hat mit ihrer traumatischen Vergangenheit zu kämpfen und dann wäre da auch noch der Sohn ihres Arbeitgebers, ein kriegsversehrter Offizier mit PTBS, der alles daranzusetzen scheint, Kaya möglichst schnell zu vergraulen. Doch sie sieht mehr in ihm. Kann sie ihre Ängste überwinden oder gewinnt am Ende das Trauma?

 

 

Dieses Buch ist heftig. Es geht um einige Themen, die alles andere als leichtbekömmlich sind. Kaya ist ebenso traumatisiert wie Nevis, wenn auch aus anderen Gründen. Sie reagiert darauf wie viele Frauen in ähnlichen Situationen, sie redet es klein und stürzt sich in die Arbeit. Ihr wird nicht klar, wie sehr die Vergangenheit ihr Leben bestimmt.

Nevis und seine Kameraden, die als Nebenfiguren auftreten, haben Schreckliches erlebt und sind alle drei traumatisiert und kämpfen mit PTBS. Bei jedem ist sie unterschiedlich ausgeprägt, doch Nevis sieht sie bei sich selbst vor allem als Schwäche. Er will wieder zurück in den Einsatz und auf gar keinen Fall wegen PTBS entlassen werden, was scheinbar der größte Wunsch seines Vaters ist.

 

Es geht hier viel um Ungesagtes. Nevis verschweigt die Ausmaße seiner PTBS ebenso wie die Gründe für seinen Hass auf seinen Vater. Der wiederum gibt sich größte Mühe sich als A… Nevis gegenüber darzustellen, anstatt mit den wahren Gründen für sein Verhalten, jetzt und in der Vergangenheit, herauszurücken. Genauso wie Kaya nicht nur verschweigt, was sie erlebt und durchgemacht hat, sondern auch, dass sie schon relativ bald persönlich bedroht wird, wegen des Wolfprojektes. Es wird sehr, sehr viel verschwiegen.

 

Ich mochte Kaya und Nevis direkt. Obwohl Letzterer echt ein A… sein kann und ich ihn gern ab und an in den See geschubst hätte, kann ich die Gründe gut nachvollziehen. Ebenso wie ich auch verstehen kann, wie es zu den Konflikten im Buch kommt. Manchmal möchte man die Charaktere schütteln, aber das Problem ist, dass man es ihnen nicht vorwerfen kann. 

 

Ich hatte das Ende etwas anders erwartet. Ich hatte auf mehr Gespräche und Aufarbeitung gehofft – in allen Belangen. Mir war das etwas zu abrupt.

 

 

Fazit: Insgesamt hat mir das Buch sehr gut gefallen. Es geht um sehr wichtige Themen, vor allem PTBS und dass diese Krankheit leider bis heute so oft unterschätzt wird. Und es geht auch sehr stark um Schweigen. Es gibt so viel Unausgesprochenes in diesem Buch und würde es ausgesprochen werden, wäre alles komplett anders. Andererseits kann man auch verstehen, warum das so gehandhabt wird. Alle Charaktere stecken zu tief in ihrem jeweiligen Trauma, um noch geradeaus gehen zu können.

Ich hatte das Ende etwas anders erwartet und fand es schade, dass so viel offen geblieben ist auf emotionaler Seite. Ich hatte mir mehr Gespräche und Aufarbeitung gewünscht. Mir war es zu abrupt.

Ansonsten hat mir das Buch aber sehr gut gefallen und bekommt von mir 4,5 Sterne.