Rezension

Sehr spannend - bis zur letzten Seite!

Dein Schmerz wird meine Rache sein - Dania Dicken

Dein Schmerz wird meine Rache sein
von Dania Dicken

Bewertet mit 5 Sternen

Kann man Mitleid mit einem Täter haben?

Im 4. Thriller um Libby Whitman „Dein Schmerz wird meine Rache sein“ zeigt Dania Dicken uns Leser*innen, wie ein unbearbeitetes Trauma einen Menschen in einen Sadisten verwandeln kann. Und dies selbstverständlich mit dem von der Autorin bekannten Spannungsbogen, der mich zur letzten Seite gepackt hatte.

Diesmal hat die Autorin einen neuen Aufbau ihres Romans gewählt: wir kennen von vornherein den Täter, in Rückblicken erhalten wir Einblick in seine Vergangenheit – und ja: zwischenzeitlich empfand ich Mitleid mit ihm... Aber dies Gefühl hielt nicht lange an, es verflüchtigte sich schnell, als sich zeigte, dass er ein fanatischer, verblendeter und uneinsichtiger Mensch geworden war, der keinerlei Reue zeigte und sprichwörtlich „über Leichen geht“.

Libby und Owen haben sich an der Ostküste eingelebt, ihre Beziehung ist tragfähig und stabil, sie sprechen über die gemeinsame Lebensplanung: Ehe, Familie, Kinder – aber doch lieber erst zu einem späteren Zeitpunkt...

Da wird Libbys Profiler-Team von der Polizei aus dem kalifornischen San Jose (Libbys Heimatstadt) angefordert: es gibt bereits drei Leichen, denen der Täter Augen, Zunge und Ohren entfernt hat, außerdem hat er den Leichen jeweils zwei geheimnisvolle Buchstaben in die Körper geritzt. Die Polizei bittet ausdrücklich um Libbys Anwesenheit, kenne sie sich doch in der Stadt besonders gut aus. Libbys Team fliegt nach Kalifornien, zu ihnen gesellt sich auch Sadie, Libbys Mutter. Sie ist eine erfahrene Profilerin und alle empfinden sie als Verstärkung. Aber es lassen sich kaum Ansatzpunkte finden, die Profiler suchen eine „Nadel im Heuhaufen“... Zu diesem Zeitpunkt wissen wir Leser*innen mehr als die Polizei (das erhöhte für mich die Spannung) und wir hoffen, dass sie die entscheidenden Hinweise finden und die richtigen Rückschlüsse ziehen.  Langsam verdichtet sich der Verdacht, dass Libby im Fokus des Täters steht und eine atemberaubende Jagd beginnt... Aber mehr verrate ich jetzt hier nicht!

Dania Dicken hat ihrem Buch ein Zitat von William Shakespeare vorangestellt: „Ein Feuer brennt ein andres nieder, ein Schmerz kann eines andren Qualen mildern“ - das scheint mir in der Tat ein passendes Motto zu sein!

Dieser 4. Band hat mir wieder einmal aufregende und fesselnde Lesemomente verschafft, in denen ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte. Man merkt immer wieder, dass Frau Dicken intensive Recherchen betreibt und sich sehr bemüht, sich in ihre handelnden Personen hineinzuversetzen – und der flüssige und angenehme Schreibstil erhöhen das Lesevergnügen!

Aus diesem Grund – oh, welch' eine Überraschung – kann ich auch diesen Band uneingeschränkt weiterempfehlen!