Rezension

Sehr spannend und fesselnd

Zerschunden - Michael Tsokos, Andreas Gößling

Zerschunden
von Michael Tsokos Andreas Gößling

Bewertet mit 5 Sternen

Meine Meinung
Der Titel "Zerschunden" passt zu diesem Thriller, wie die Faust aufs Auge. Er ist grausam, detailliert und zudem auch noch nicht nur fiktiv, sondern stellenweise real. Dies gepaart mit einem harten Ermittler, der gerne mal mit dem Kopf durch die Wand will und einem Team, welches total hinter diesem Mann steht, schwupps, hat man zumindest schon mal ein gutes Gerüst um einen spannenden Thriller aufs Papier zu bringen.
Ich muss sagen, dass ich zwar zu Beginn ein bisschen müde vom Anfang war, denn es geschah so viel, und einige Charaktere wurden vorgestellt, was mich stellenweise ein bisschen verwirrte. Mit der Zeit rückte dies für mich jedoch in den Hintergrund, da sich die Dinge für mich schlüssig zusammen setzten, ich vor Spannung kaum noch atmen und schlicht über den etwas langgezogenen Beginn hinweg sehen konnte. Der Verlauf der Geschichte hat mich sozusagen entschädigt...
Fred Abel ist ein äußerst harter Knochen, der seinen Beruf liebt, was man ihm  total abnimmt. Gerade in der Szene, als er erfährt, dass sein alter Freund der Hauptverdächtige ist, nimmt die Geschichte rasant an Fahrt auf und gerät auch nicht mehr ins Stocken, denn die Uhr tickt...
Der Thriller ist auktorial erzählt, lediglich die Gedanken der einzelnen Protagonisten werden kursiv in der Ich-Form hervorgehoben. Über jedem Kapitel steht das Datum, die Uhrzeit und an welchem Ort man sich gerade befindet. Ist man vielleicht wieder mit Abel in London unterwegs? Oder doch gerade im Krankenhaus bei Lilly? Vielleicht hat der Mörder auch sein nächstes Opfer gefunden und beschreibt dem Leser gerade seine kranken Gedanken, was er am liebsten mit diesem anstellen würde? 

»Manchmal muss du alles riskieren, um das Leben eines Unschuldigen zu retten. Auch wenn du im Voraus nie weißt, ob das Ergebnis das Risiko wert war, dachte Abel.«
Zitat aus: "Zerschunden"

Zusätzlich zu diesen Ortssprüngen wird auch immer mal wieder ein bisschen was von Täter preis gegeben. Wie er zu dem wurde, was er jetzt ist. Sprünge, in die Vergangenheit. Dies mag sich alles vielleicht sehr wirr anhören, doch das ist es keinesfalls. Michael Tsokos hat es geschafft, diese ganze Handlungsstränge am Ende richtig gut zusammen zu knüpfen. Man merkt irgendwann gar nicht mehr, das man immer mal wieder "springt", sondern lässt sich einfach von der nie endenden Spannung mit treiben. Und diese ist an manchen Stellen wirklich unerträglich. Zwar weiß man als Leser genau, wer hinter den ganzen Morden steckt, dennoch möchte man wissen, wie und ob sie ihn überhaupt schnappen können.
Man verabscheut den Täter zutiefst und hat sogar irgendwie Angst vor ihm. Ich habe seine Gesichtszüge vor Augen gehabt, wenn er sauer war und war Dank der detaillierten Beschreibungen auch immer live dabei, wenn mal wieder Innereien ins Spiel kamen. Ja, es war wirklich ekelhaft, aber es passte einfach total zu der Geschichte und zu dem Täter.
Michael Tsokos hat nicht nur dem Täter eine äußerst kranke Psyche verpasst, sondern ebenfalls alle andere Charaktere gut ausgemalt. Ganz besonders der (über)eifrige Praktikant hat es mir von den Nebenfiguren am meisten angetan.
Der eigentliche Plot ist an Spannung im Grunde genommen nicht mehr zu überbieten und das Schicksal um die kleine Lilly geht einem wirklich ans Herz.
Die Auflösung war für mich schlüssig und das Ende, nun, beim Ende denke ich mir immer noch, was sich der Autor dabei gedacht hat, denn es ist richtig, richtig gemein! Ich hätte mir echt gewünscht, dass ich zumindest noch einen kleinen Epilog bekomme, damit ich jetzt nicht so lange ausharren muss, bis endlich der zweite Band erscheint...

Fazit:
Ich hatte ab einer bestimmten Stelle das Gefühl, als würde ich die Uhr hören, die erbarmungslos am Ticken ist, denn die Aufklärung der Morde muss aus einem bestimmten Grund schnell gehen...
Dies hat die Spannung bis ins Unermessliche getrieben und mich diesen Thriller in einem Rutsch durchlesen lassen. Über meine Probleme mit dem Anfang kann ich hinwegsehen, denn der Rest entschädigt diesen in der Gänze! Toller Reihenauftakt, der Lust auf mehr macht! Und das bitte, bitte sehr schnell!
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