Rezension

Sensibel und feinfühlig!

Wie das Licht von einem erloschenen Stern - Nicole Boyle Rodtnes

Wie das Licht von einem erloschenen Stern
von Nicole Boyle Rodtnes

Bewertet mit 5 Sternen

Ein Abend verändert das Leben der 17-jährigen Vega vollkommen. Nach einem Sturz in ein Schwimmbecken, bei dem sie sich den Kopf anstößt, erleidet sie ein Hirntrauma, welches ihr Sprachzentrum befällt. In der Fachsprache heißt es Aphasie, doch in Wahrheit steckt ein viel grausameres Drama hinter diesem Leiden. Denn Vega kann sich nicht mehr mitteilen, ihre sprachlichen Fähigkeiten, sowohl mündlich als auch schriftlich, sind auf ein Minimum beschränkt worden. Sie muss nun alles ganz neu erlernen. Nur ganz langsam macht sie Fortschritte, während ihre Freundschaften zu ihren Mitschülern immer mehr auf der Strecke bleiben. Bis sie eines Tages Theo kennenlernt, der ebenfalls an Aphasie leidet. Kann er Vega aus ihren Schneckenhaus helfen und sie zurück ins Leben führen?

Die Dänin Nicole Boyle Rodtnes greift in diesem Werk "Wie das Licht von einem erloschenen Stern" auf persönliche Erfahrungen zurück. Mit dieser Geschichte möchte sie die Leser sensibilisieren und das Thema Aphasie bekanntmachen. Dieser Schritt ist ihr hervorragend gelungen, wenn gleich auch Vega und Theo zwei erfundene Persönlichkeiten sind.

Vega ist die junge Heldin des Romans, die in ihren Gedanken gefangen ist. Glücklicherweise liegt die schlimmste Zeit nach dem Vorfall inzwischen ein paar Monate zurück und sie kann sich einigermaßen mit ihrer Mutter und Schwester verständigen. Doch darüber hinaus wird es sehr schwer. Ihr Freund weicht ihr immer weiter aus und auch ihre beste Freundin besucht sie immer seltener. Noch immer kann sie nicht zurück in die Schule, was sie von ihrem ehemaligen Freundeskreis separiert. Vega beschreibt dennoch durch ihre Sicht die Erlebnisse und lässt so den Leser hautnah an ihren Sorgen und Problemen teilhaben.

Besonders ergreifend ist es mitzuerleben, wie die junge Frau mit ihrer eigenen Hilflosigkeit zu kämpfen hat. Stets muss sie sich selbst motivieren und sich Mut machen, wenn sie mit jemanden sprechen muss. Am liebsten würde sie sich einschließen, keine direkten Kontakte mehr haben und auf den Tag warten, dass sie wieder geheilt sein wird. Doch der Weg bis dahin kann Jahre dauern, wenn es überhaupt eine vollständige Heilung geben wird.
Auch die Strapazen innerhalb der Familie werden deutlich und lebendig in Szene gesetzt. Für alle hat Vegas Aphasie Veränderungen hervorgerufen. Einige gehen damit besser um als andere. Doch am deutlichsten werden diese Seiten durch Vegas jüngere Schwester Alma beschrieben, die sich ebenfalls massiv verändert.

Die Handlung ist sehr depressiv, aber auch hoffnungsvoll beschrieben. Vega vergießt viele Tränen, muss einige Hürden nehmen, doch letztendlich kann sie auch positive Erlebnisse sammeln. So lernt sie Theo kennen und verliebt sich schließlich auch in ihn. Er hat die gleichen Ängste im Gepäck wie Vega, geht aber anders damit um. Das wirkt erfrischend und aufmunternd. Es ist genau das, was die junge Frau braucht.

Sensibel und tiefgründig,
ein Roman, der mich bewegt und überrascht hat.

Mein persönliches Fazit:
Vega ist ein toller Charakter. Sie ist stark und eine richtige Kämpfernatur, wenn sie das selbst auch anders sieht. Sie ist ein Vorbild und vielleicht hat mich die Geschichte genau deshalb gefesselt. Jedenfalls habe ich das Buch innerhalb weniger Stunden regelrecht verschlungen und mich ganz darauf eingelassen. Ich habe mit ihr mitgelitten und mich über jede Kleinigkeit, die sich in ihrem Leben gewandelt hat, gefreut. Für mich ist Vega schon jetzt die Heldin des Jahres!