Rezension

Spannend

Die Schwester -

Die Schwester
von Petra Johann

Bewertet mit 5 Sternen

Mara und Lisa sind recht ungleiche Schwestern, stehen sich aber sehr nah. Während Ärztin Lisa ihr perfektes Leben mit Mann und zwei Kindern in einem hübschen Häuschen mit Garten gewuppt bekommt und schon immer der Sonnenschein ihrer Mutter war, ist Mara eher das wilde schwarze Schaf der Familie, die sich ihren Lebensunterhalt mit Fotos auf einer Onlineplattform verdient. Als Lisa Mara bittet als Babysitter einzuspringen weil sie zu einer Konferenz fährt, ist das zwar etwas ungewöhnlich, aber Mara übernimmt gern die Betreuung ihrer Nichte und ihres Neffen, nicht ahnend, dass ihre Schwester nie auf dieser Konferenz eintrifft. 

Das Setting des Buches beginnt recht klassisch. Aus einer normalen, unkomplizierten Familiensituation heraus verschwindet eine Person. Alle angehörigen und Freunde sind überzeugt, das ein Verbrechen stattgefunden haben muss, da die verschwundene Person niemals freiwillig ihre Familie verlassen hätte. Im Verlauf des Buches allerdings kommen immer mehr Details ans Licht und das anfängliche Bild verändert sich immer mehr. 

Die Autorin schafft es gut eine Story aufzubauen, die mich in ihren Grundzügen sehr an Storys wie "Gone Girl" erinnert haben. Der Leser taucht in eine offensichtliche Situation ein und quasi mit jedem Kapitel kommen Dinge zum Vorschein und man revidiert ständig seine Meinung. Ähnlich einem Puzzle ergibt sich mit jedem neuen Hinweis ein anderes, neues Bild. Die Figuren sind so angelegt, dass man sofort den Eindruck bekommt sie zu kennen, sie könnten fast unsere Nachbarn sein, bis man merkt, das man eben nicht alles von seinen Nachbarn weiß und ofensichtlich eindeutige Situationen gar nicht so eindeutig sind und bei näherer Betrachtung eine ganz andere Bedeutung haben. Spannend finde ich, wie hier nicht die Polizei die Hauptarbeit leistet, sondern das die Angehörigen selbst den Weg der Verschwundenen rekonstruieren und so immer mehr Details ans Licht bringen. 

Das Buch ist auf subtile Art spannend, es gibt mehrer Nebenschauplätze, die so geschickt konstruiert und mit dem Vermisstenfall verflochten sind, dass man nie weiß, was davon tatsächlich für die Geschichte relevant ist. Ich hatte relativ schnell eine bestimmte Ahnung, bin fast wütend geworden, weil irgendwie keiner die Zusammenhänge gesehen hat und das wo der Fakt ständig erwähnt wird. Das ich letztlich mit meiner Ahnung nur bedingt richtig lag, hat mich total überrascht, weil ich das Ende so überhaupt nicht auf dem Schirm hatte. Speziell, aber stimmig zu Ende gedacht.