Rezension

Spannende Abenteuer im Amsterdam und London des 17. Jahrhunderts

Das Geheimnis des Spiegelmachers - Antoinette Lühmann

Das Geheimnis des Spiegelmachers
von Antoinette Lühmann

Bewertet mit 4 Sternen

Zum Inhalt:

Amsterdam im 17. Jahrhundert: Die kleinen Zwillingsbrüder von Nik van Leeuwenhoek sind an einer mysteriösen Krankheit gestorben. Während Niks Vater, ein erfolgreicher Kaufmann, in seinem Kummer versinkt, und die Mutter alles tut, um die Geschäfte am Laufen zu halten, versucht Nik, einen Schuldigen für das Unglück zu finden. Als er durch Zufall auf eine geheime Gilde stößt, die wunderbare, aber scheinbar gefährliche Kunstwerke herstellt, glaubt er, dem Rätsel um den Tod seiner Brüder endlich auf die Spur gekommen zu sein. Doch die Gilde tut alles, um ihr Geheimnis zu bewahren und schreckt auch nicht vor Mord zurück.

Bevor Nik mit seiner besten Freundin Benthe weitere Nachforschungen anstellen kann, wird er von seinen Eltern zu einer Lehre nach London geschickt. Dort, wo einst der Hauptsitz der Gilde war, erwarten ihn gefährliche Abenteuer, während Benthe eine Ausbildung bei einem Spiegelmacher beginnt, der für seine Kunstwerke über Leichen geht.

Meine Meinung:

Der Sprachstil gefiel mir sehr gut und ist flüssig zu lesen. Das Buch ist für Jugendliche geschrieben, so dass hier arg verschachtelte, komplizierte Satzbauten vermieden werden. Dennoch ist die Sprache niveauvoll, wenngleich ich irgendwie öfter das Gefühl hatte, dass manche Beschreibungen von Orten oder Gegebenheiten ein bisschen arg ausufernd waren. Außerdem brauchte ich für die vielen Fachbegriffe aus der Schifffahrt eigentlich ein Lexikon, aber ich habe sie mangels Interesse eben einfach überlesen.

Die Figuren sind sehr unterschiedlich und detailreich gezeichnet. Allen voran der Protagonist Nik, den ich auf Anhieb mochte und der sich im Laufe der Geschichte stark entwickelt. Seine Freundin Benthe ist ebenfalls eine Sympathieträgerin. Dann gibt es da noch Ellie, die auf Rache für ihren ermordeten Meister sinnt, und die sich meine Sympathien erst noch erarbeiten musste im Laufe der Geschichte. Luuk ist von Anfang an ein gewaltbereiter Widerling, der Nik und anderen Kindern das Leben schwer macht. Seine Wandlung war wohl die größte Überraschung in diesem Buch. Auch die zahlreichen Nebenfiguren – die Mitglieder der Gilde, Niks Eltern, Aleksej, Olivia, Carmen de Witt und viele weitere Figuren – lässt man teilweise nicht nur einfach in der Handlung auf- und abtauchen, sondern einige Charaktere erhalten verhältnismäßig viel Tiefe.

Ein bisschen plätschert die Handlung vor sich hin, gerade im Mittelteil, als Nik seine Lehre bei einem Wollhändler in London macht. Er stößt ständig auf Spuren der Gilde und forscht trotz Lebensgefahr konsequent weiter. Doch zwischendurch hatte ich das Gefühl, das man das auch etwas kompakter hätte schildern können. Man hätte den Mittelteil vielleicht zu Gunsten des dann doch verhältnismäßig schnellen, kurzen Finales kürzen können. Dass die Entwicklung der Handlung nicht nur dem hartnäckigen Schnüffeln der Kinder, sondern auch vielen Zufällen geschuldet ist, fand ich wiederum ok für ein Jugendbuch. Es bleibt dennoch stets spannend, und es hat mir Spaß gemacht, zusammen mit Nik und seinen Freunden das Geheimnis um die Gilde nach und nach aufzudecken. Außerdem bekommt man einen guten Einblick in das Leben in zwei doch recht unterschiedlichen Großstädten wie Amsterdam und London im 17. Jahrhundert.

Die Gilde hat rabiate Methoden, sich ihrer Feinde zu entledigen, und so gibt es natürlich auch die ein oder andere gewalttätige Szene. Jedoch bleibt dies alles oberflächlich und dezent, so dass die Altersempfehlung ab 12 Jahren meiner Meinung nach absolut in Ordnung ist.

Erwähnen möchte ich abschließend noch, dass nicht nur das Cover wirklich schön und griffig ist, sondern das Buch auch noch durch einige unaufdringliche Illustrationen aufgewertet wird.

Trotz einiger Schwächen hat Antoinette Lühmann einen gelungenen Debütroman geschrieben, der in sich abgeschlossen ist, aber durchaus auch Luft für eine Fortsetzung lässt, da leider doch noch einige Fragen offen geblieben sind.