Rezension

Starker Anfang, starkes Ende - der Mittelteil voll von Altbekanntem.

Kein Rockstar für eine Nacht - Kylie Scott

Kein Rockstar für eine Nacht
von Kylie Scott

Bewertet mit 3.5 Sternen

Worum geht es?

Nach ihrer Geburtstagsnacht in Vegas wacht die 21-jährige Evelyn mit einem fetten Klunker am Finger auf und kann sich an nichts mehr aus der Nacht erinnern. Anders als ihr frischgebackener Ehemann, der niemand Geringeres ist als David Ferris, der Gitarrist der weltberühmten Rockband Stage Dive, und nicht besonders erfreut auf ihren Gedächtnisverlust reagiert. Was genau ist in der Nacht zwischen ihnen vorgefallen? Wieso reagiert David so wütend? Evelyn muss versuchen, ihre Gedächtnislücken zu füllen und wer, wenn nicht David, könnte ihr dabei am besten helfen?

Meine Meinung

In dieses Buch hatte ich ganz zu Beginn hohe Erwartungen gesetzt, weil es unfassbar stark und interessant anfing. Nicht beide haben ihr Gedächtnis verloren, sondern nur der eine Part, der andere ist verärgert darüber, dass die gemeinsame Zeit einfach so vergessen wurde. Das war für mich eine völlig neue Ausgangssituation und versprach einiges.

In der ersten Hälfte des Buches wurden meine Erwartungen auch komplett erfüllt. Es gab jede Menge interessante, aufregende und auch lustige Szenen zwischen den beiden. Manche Erinnerungen kamen zurück, wodurch sich die beiden (wieder) näherkamen. Diese Entwicklung mitzuverfolgen hat viel Spaß gemacht.

Dazu trug auch bei, dass Evelyn eine tolle Protagonistin ist. Zwar wirkte sie auf mich (außer ganz am Ende) viel jünger als sie ist, was mich manchmal sehr gestört hat, aber sie schaffte es immer wieder, meine Sympathie zu gewinnen. Sie ist nämlich ein unerwartet starker Charakter, gibt Kommentare gegenüber David ab, bei denen ich am liebsten applaudiert hätte, und lässt auch im großen Finale nicht alles mit sich machen. Sie steht für sich ein, egal, wie sehr sie David liebt. Das fand ich einfach große Klasse.

David mochte ich prinzipiell auch, aber so richtig erst ganz am Ende, weil ich sein Verhalten sehr oft nicht nachvollziehen konnte. Er hat ein sehr hitziges Temperament und kam mir in den Streitereien zwischen Evelyn und ihm oft wie ein kleiner Junge vor, der wütend mit dem Fuß aufstampft, weil er nicht bekommt, was er will.

Gefiel mir diese erste Hälfte trotz mancher Schwächen noch extrem gut, so baute das Buch in der zweiten Hälfte leider ab, weil das Zusammenfinden der Protagonisten meiner Meinung nach zu früh stattfand. Dadurch geht in meinen Augen immer extrem viel Spannung verloren und das war hier leider auch der Fall. Auf einmal entwickelte sich alles nach dem ganz typischen Schema eines Liebesromans: Die Protagonisten kommen zusammen, es gibt noch einmal einen großen Knall und am Ende finden die beiden wieder zusammen. Das fand ich sehr schade, weil das Buch so ungewöhnlich begonnen hatte.

Der große Knall wirkte auf mich auch sehr konstruiert. Da wurde die Aussprache schon fast unnötig hinausgezögert. Das große Finale war dann schon wieder viel besser und ich habe sowohl Evelyn als auch David auf einmal nochmal ganz anders, positiver, wahrgenommen. Sie wirkten älter und reifer. Das Ende hielt zwar nichts bereit, was man nicht irgendwo schon mal irgendwie gelesen hätte, aber es war ein guter Abschluss.

Insgesamt hat mich an dem Buch noch gestört, dass eigentlich ständig nur an der Oberfläche gekratzt wurde. Aus vielen Details oder Hintergrundgeschichten hätte man viel mehr machen können. Hier leider auch viel verschenktes Potential.

Fazit

Ein Liebesroman, der sehr spannend und vielversprechend beginnt, dann aber leider in Altbekanntes abdriftet und nur an der Oberfläche kratzt. Schade! Für zwischendurch aber unterhaltsam. 3,5 Sterne!