Stock und Schwamm, was für ein schönes Buch!
Bewertet mit 5 Sternen
Die Bewohner des Dorfes Grünlohe im Hügelland, Angehörige des friedliebenden Völkchens der Quendel, erleben eine Nacht, die sich zu einem wahren Albtraum entwickelt. Alte Sagen und Schauergeschichten, wie man sie sich an langen Kaminabenden erst dann erzählt, wenn die Kleinsten im Bett sind, nehmen in diesen Stunden Gestalt an und verlangen den Bewohnern nie gekannte Anstrengungen ab.
Wer meint, hier ein drolliges Zwergenbuch zum Schmunzeln erwischt zu haben – und man ist anfangs sehr in Versuchung –, wird spätestens bei den ersten Begegnungen einzelner Quendel mit den tatsächlich sehr unheimlichen Gestalten und Phänomenen im Finsterwald eines Besseren belehrt.
Auch wenn bis zum Ende nicht klar ist, was genau man sich eigentlich unter einem „Quendel“ vorzustellen hat, freundet man sich doch schnell mit den wackeren Protagonisten an – Bullrich Schattenbart, Zwentibold Bitterling, Hulda Hallimasch, Odilio Pfiffer – und freut sich bei jeder Erwähnung über die überbordende Namensvielfalt. Jeder für sich ist ein Unikum, häufig mit schrulligen Zügen, aber sie alle zeichnen sich letztendlich durch einen ausgeprägten Gemeinschaftssinn aus.
„Quendel“ ist eine Geschichte für Leser, die kunstvolle Formulierungen mögen und Freude am blumigen Nebensatz mitbringen. Hier muss man fürs Lesen deutlich mehr Muße mitbringen als für einen herkömmlichen Spannungsschmöker, es lohnt sich aber absolut. Und es geht weiter mit „Quendel“: Eine Fortsetzung ist für den September 2019 angekündigt.