Rezension

teils verwirrend, etwas lang, aber trotzdem interessant

Hyddenworld - Der Frühling - William Horwood

Hyddenworld 1. Der Frühling
von William Horwood

Bewertet mit 4 Sternen

Beornamund, ein Schmied, verlor vor 1500 Jahren seine große Liebe Imbolc, welche nun als Friedensweberin durch die Welt der Sterblichen reitet. Sie trägt ein von Beornamund gefertigtes Amulett mit drei Edelsteinen (Sommer, Herbst und Winter), welche aus einer metallenen Kugel entstanden, die Beornamund nach Imbolcs Tod voll Zorn fertigte und gegen die Götter in den Himmel schleuderte – der vierte Stein, der Frühling, wurde nie gesehen. Die Prophezeiung besagt, dass der Frühling erst gefunden werden kann, wenn Imbolc die anderen Steine im Laufe der Zeit verliert. Und erst danach kann Imbolc zu Beornamund zurückkehren. Gleichzeitig prophezeit er aber, dass der Welt ohne Imbolc die Vernichtung durch die zerstörerische Gier ihrer Bewohner drohe. Diese könne nur abgewendet werden, wenn die Schildmaid erscheint und mithilfe der Sterblichen, unter ihnen ein Riesengeborener, den Stein des Frühlings findet.

Jack ist ein Hydden – diese lassen sich am besten als Volk kleinwüchsiger, zweckmäßig gekleideter und einfach lebender „Menschen“ beschreiben – aber nicht irgendein Hydden. Er ist zu groß für sein Volk und dadurch droht ihm der Tod. So wird er als 6-jähriger in die Welt der Menschen gebracht, denn als Riesengeborener fällt er unter ihnen nicht auf. Dort soll er unbehelligt aufwachsen, bis er alt genug ist, die Prophezeiung zu erfüllen. Aber natürlich kommt alles anders und Jack erleidet bereits als Kind einen Schicksalsschlag, der sein Leben für immer verändert und sein Schicksal festigt.

William Horwood erschafft eine Welt, die durchaus interessant ist und spannende Abenteuer bietet, leider aber auch nicht hundertprozentig verständlich geschildert ist. So gibt es für mich einige Widersprüche bezüglich der Welten. Mal leben die Hydden unter den Städten der Menschen und verstecken sich vor diesen, mal sind Portale zum Wechsel der Welten notwendig und die Menschen können die Hydden höchstens als dunkle Schatten wahrnehmen. Mal bedeutet das Durchschreiten der Portale, dass die jeweiligen Figuren auf die entsprechende Größe der jeweiligen Welt anwachsen bzw. schrumpfen und mal stehen sich Menschen in ihrer Größe und die Hydden in Zwergengröße gegenüber.

Die meiste Zeit hat mir das Lesen des Buches durchaus Spaß gemacht. Es gab nur wenige Passagen, die ich als langweilig empfand. Die Sprache ist sehr bildhaft, teilweise gibt es aber zu weitschweifende oder zu detaillierte Beschreibungen irgendwelcher Landschaften oder von Personen, die im Grunde gar keine Rolle haben.

Gewöhnungsbedürftig ist auch die Sprache der Hydden, die sehr förmlich und höflich ist. Nahezu alle reden sich mit „Sie“ und „Master“ oder ähnlichen Titeln an. Allerdings gab es ab und zu einen Wechsel, bei denen ich nicht sagen kann, ob er gewollt war oder in der Übersetzung fälschlicherweise entstand.

Ansonsten wurde eine spannende Geschichte erzählt, die sich, hat man schwierigen Einstieg - bedingt durch sehr viele, sehr kleine Kapitel, in denen die Personen und Orte stetig wechseln – hinter sich gebracht, flüssig lesen lässt.

Jack und seine Gefährten, besonders Katherine und Stort, waren mir sehr sympathisch. Auch die Figuren wurden sehr detailliert und liebevoll beschrieben, sodass man einen guten Eindruck von ihnen bekommen hat. Sie haben sehr vielfältige Charaktere und vor allem Stort überrascht immer wieder mit seinen Einfällen und seiner ungewöhnlichen Denkweise.

Schwierigkeiten machte mir allerdings die gegnerische Seite. Da sehr viele Personen auf der Suche nach Jack sind – die einen um ihn zu helfen, die Prophezeiung zu erfüllen, die anderen um durch ihn Macht zu gelangen – war nicht immer ganz deutlich, wer auf wessen Seite steht und wer welche Absichten verfolgt. Plötzlich Meinungswechsel und gegenseitiger Mord eigentlich verbündeter, machten das Verständnis dann nicht unbedingt leichter.

Das Ende – ohne dieses zu verraten – hat mir sehr gut gefallen. Es war durchaus überraschend und fügte sich für mich sehr gut in die Geschichte (wenn auch mit einem Stirnrunzeln, dass ich nicht näher erklären kann, ohne den Inhalt zu verraten). Es schließt diesen Band eindeutig ab, lässt aber durchaus bereits einige Vermutungen auf die weitere Handlung offen.