Rezension

tolle Idee, sympathische Figuren

Die Einzige - Jessica Khoury

Die Einzige
von Jessica Khoury

Bewertet mit 5 Sternen

Die 17-jährige Pia ist das Ergebnis eines Experimentes, tief verborgen im Dschungel. Sie ist die Einzige ihrer Art: ihre Sinne sind schärfer, sie ist schneller, aber vor allem ist sie unsterblich. Von der Außenwelt abgeschottet wächst sie zwischen lauter Wissenschaftlern auf, die sie ständig Tests unterziehen. Sie ist glücklich mit ihren Leben und hat ein klares Ziel vor Augen, bis zu dem Tag, als sie das umzäunte Gelände zum ersten Mal verlässt und feststellt, dass es mehr gibt, als nur die Forschungsstation...

Am Anfang hatte ich Schwierigkeiten, mich in Pia einzufinden. Aufgrund ihrer Besonderheiten bezeichnet sie sich immer wieder als perfekt und wirkt damit sehr überheblich und unsympathisch. Aber schnell wird klar, warum Pia so ist: Sie ist der Mittelpunkt des Forschungszentrums und das erste Ergebnis eines jahrzehntelangen Versuchs, eine unsterbliche Rasse zu erschaffen. Nahezu jeder der Wissenschaftlicher bezeichnet sie immer wieder als perfekt und das über Jahre hinweg. Kein Wunder, dass auch Pia dies glaubt und mit Unverständnis reagiert, wenn sie mal nicht sofort zum Mittelpunkt des Interesses wird. Sie ist wie ein Tier im Zoo, eingeschlossen, abgeschottet und unter ständiger Beobachtung.
Es wird mit Macht versucht, Pia von allem, was mit der Welt um sie herum zu tun hat, fernzuhalten. Es darf nicht über Städte und Länder gesprochen werden und selbst Shirts mit bestimmten Aufdrucken sind verboten, damit Pia keine Fragen stellt.
In dem Moment, wo Pia entdeckt, dass es noch mehr gibt als ihre Forschungsstation, wurde sie mir sofort viel sympathischer. Sie macht sich viele Gedanken und gerät immer wieder in einen Zwiespalt – an ihrem Traum, weitere Wesen wie sie zu erschaffen, festhalten, oder sich der Welt außerhalb zuwenden. Nach und nach werden ihre Gedankengänge komplexer und Pia zeigt sehr facettenreiche Eigenschaften.

Die Handlung ist sehr spannend, lebt aber vor allem von Pias inneren Konflikten. Unterstützt wird dies durch die Ich-Perspektive, durch die man direkt an all ihren Gedanken teilhaben kann.
Die Motive und Gedankengänge der Wissenschaftler bleiben dadurch lange verborgen, sodass es im Verlauf der Handlung immer wieder zu unerwarteten Entdeckungen und dramatischen Wendungen kommt.
Der Schreibstil ist sehr flüssig und angenehm bildhaft beschrieben. Besonders die Naturbeschreibungen des Dschungels, den Pia nach und nach für sich entdeckt, sind sehr anschaulich, sodass man gemeinsam mit Pia auf eine Entdeckungsreise gehen kann.
Dazu passt auch das dunkelgrüne Cover perfekt.

Das Buch ist aber nicht nur angenehm zu lesen, das Thema regt auch zum Nachdenken an. Unsterblichkeit und ewigen Leben sind immer wieder Thema in der Literatur. Jessica Khoury beleuchtet durch die unterschiedlichen Standpunkte verschiedener Figuren sehr eindrucksvoll die Vor- und Nachteile, vor allem aber auch Risiken und Folgender durchgeführten Experimente.

„Die Einzige: In deinen Augen die Unendlichkeit" ist ein spannendes Jugendbuch, dass durch eine interessante Geschichte und einen angenehmen Schreibstil überzeugt.
Vor allem ist es ein Einzelband, was zur Abwechslung zu den vielen Reihen im Moment sehr angenehm zu lesen ist, da die Geschichte vernünftig in sich abgeschlossen ist und (fast) keine Fragen offen bleiben – auch wenn ich sehr gern mehr von Pia gelesen hätte, da sie mir als Figur nach anfänglichen Startschwierigkeiten, nicht zuletzt durch ihr Hin- und Hergerissensein, sehr ans Herz gewachsen ist.