Rezension

Toller Auftakt

Die Jahre der Leichtigkeit - Elizabeth Jane Howard

Die Jahre der Leichtigkeit
von Elizabeth Jane Howard

Bewertet mit 5 Sternen

England, 1937. Zusammen mit ihren Familien kehren die Cazalet- Brüder Hugh, Edward und Rupert wie jeden Sommer in das Haus ihrer Kindheit im Herzen von Sussex zurück. Vor ihnen liegen herrlich lange Ferienwochen. Doch die unbekümmerte Stimmung ist trügerisch: Der Zweite Weltkrieg wirft seine Schatten voraus, und auch innerhalb der Familie schwelen Konflikte. 

Noch vor der ersten Seite wird man mit dem beachtlichen Stammbaum der Familie Cazalet konfrontiert - ich war zunächst etwas abgeschreckt. Es werden knapp zwanzig Personen vorgestellt, und auf der nächsten Seite geht es dann noch mal mit dem Personal weiter. Ich habe trotzdem tapfer zu lesen begonnen und es nicht bereut! 

Recht schnell fiel auf, dass es keine eindeutige Handlung gibt, kein Problem, das gelöst werden will, und keinen Höhepunkt. Statt eines Spannungsbogen gibt es eher eine Spannungskonstante, und viele werden wohl zurecht sagen, dass die ziemlich niedrig angelegt ist. ABER: der Leser gewinnt intensive Einblicke in eine große Familie voller verschiedener Charaktere - vom alten Familienoberhaupt bis zu den jüngsten Kindern (Säuglinge ausgenommen) hat jeder etwas zu sagen. Die Story ist dabei in Abschnitte unterteilt, in denen die Sichtweisen der Personen jeweils wechseln. Ich habe sofort meine Lieblinge gefunden und mich jedes Mal gefreut, wenn der- oder demjenigen ein neuer Abschnitt gewidmet wurde. Es geht dabei um Alltägliches, das Leben in einer großen Familie in einer unsicheren Zeit, und eine Zusammenfassung wäre wirklich schwer, da es ja einerseits keine eindeutige Handlung gibt, aber andererseits jeder der vielen Personen so viel passiert, dass es wiederum Seiten füllen würde. Mal geht es dabei nur um alberne Streitigkeiten unter Kindern, die noch keine größeren Probleme kennen, und schon ein paar Seiten weiter erfährt der Leser plötzlich von ungeplanten Schwangerschaften oder Missbrauch durch einen Elternteil. Dadurch wurde es nie langweilig. Allerdings ist dies eines der Bücher, für die man sich wirklich interessieren muss und das wahrlich nicht jedem gefallen wird, der es gern spannender und schneller mag. Ich jedenfalls habe diesen intensiven Einblick in die frühere Zeit sehr genossen und kann es kaum abwarten, den zweiten Teil endlich lesen zu dürfen!