Rezension

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Als der Himmel uns gehörte - Charlotte Roth

Als der Himmel uns gehörte
von Charlotte Roth

Die Rahmenhandlung spielt im Jahr 2012, im Frühjahr vor den Olympischen Sommerspielen in London. Die Teilnahme am 10.000 Meter Lauf ist der große Traum von Jennifer, doch immer wieder lassen sie ihre Nerven im Stich und auch ihr Trainer zweifelt an ihr. Beim Lauftraining im Park wird sie immer wieder von einem jungen Mann angesprochen, der scheinbar mehr über ihre Urgroßmutter Alberta weiß als sie selbst. Mit ihm zusammen bricht sie schließlich zum Landsitz Mandeville auf um mehr über sie Familiengeschichte und „Albi mit dem Bogen“, der Goldmedaillengewinnern im Bogenschießen 1936, zu erfahren.

Bei den Olympischen Spielen 1932 in Los Angeles findet das legendäre Kleeblatt zusammen: Alberta Bernhard, sportbegeisterter Wirbelwind und Tochter des Sportjournalist Magnus Bernhard, ihre zerbrechliche Zwillingsschwester Auguste, die viel lieber in Berlin bei ihrer ersten Liebe Karl geblieben wäre, Hannes von der Weyd, deutscher Springreiter mit kleinem Selbstbewusstsein aber einem teuflischen Pferd und schließlich der britische Reiter James  Seaton-Carew, Charmeur und Frauenschwarm, dem scheinbar alles in den Schoß fällt. So unterschiedlich die Vier auch sind, das Band der Freundschaft übersteht die Konkurrenz in den Wettkämpfen und sie erleben eine unbeschwerten Sommer zusammen bei James Familie in England. Doch dann ziehen die Schatten des Nationalsozialismus immer weiter auf und alle werden auf eine harte Probe gestellt.

Durch die Figuren spricht auch die Begeisterung der Autorin für Olympia, die ich absolut nachvollziehen kann. Ich habe die Bilder aus London noch gut vor Augen und habe selbst 2 Wochen gespannt vor dem Fernseher verbracht. Somit sind zwei für mich sehr reizvolle Themen, der olympische Geist und die deutsche Geschichte, in diesem Roman sehr gut zusammengeführt. Die Entwicklung der Charaktere war so spannend wie ein 100 Meter Finale (aber glücklicherweise nicht so schnell zu Ende) und ich habe mit gefiebert und mitgelitten.

Der Roman wirft außerdem die Fragen auf: Kann/darf ein Sportler unpolitisch sein? Wie wird Sport durch Politik beeinflusst oder sogar missbraucht? Und diese Fragen werden wohl nicht an Aktualität verlieren, denkt man nur an die Berichte von den Stadionbaustellen der Fußball WM in Qatar oder im Vorfeld der Winterspiele im russischen Sotschi.

Als nächstes werde ich dieses Buch meinem Vater empfehlen, denn er war in seiner Jungend selbst begeisterter Langstreckenläufer und wird dieses Zusammenspiel aus Sport und Geschichte sicher genau so lieben wie ich.