Rezension

Meine großen Erwartungen wurden (nur) fast erfüllt

Als der Himmel uns gehörte - Charlotte Roth

Als der Himmel uns gehörte
von Charlotte Roth

Bewertet mit 4 Sternen

Nach dem überragenden Roman „Als wir unsterblich waren“ war ich unheimlich gespannt auf den Nachfolger. Es klang nach einer Geschichte, wie sie in dem riesigen Angebot von historischen Romanen über das 20. Jahrhundert noch nie erzählt worden ist: im Mittelpunkt stehen die Olympischen Spiele von 1936 und eine junge Frau, die als Sportlerin im 3. Reich mehr oder weniger unfreiwillig Karriere macht.

Meine großen Erwartungen an den Roman wurden auch fast erfüllt – das Buch fesselt und lässt einen atemlos eine Seite nach der anderen umblättern (Eine Seite geht noch, bevor ich das Licht ausmache… und noch eine… und noch eine). Dargestellt wird nicht nur das Geschehen im blühenden Nationalsozialismus, sondern als Rahmenhandlung auch die Zeit vor den Olympischen Spielen in London im Jahr 2012.
Hauptpersonen sind Alberta (in den 1930er Jahren) und ihre Urenkelin Jennifer (im Jahr 2011). Alberta ist Olympiateilnehmerin im Bogenschießen (fiktiv, denn diese Disziplin wurde bei diesen Spielen nicht ausgetragen), ihr Mann Hannes Springreiter in der deutschen Nationalmannschaft. Jennifer will im Jahr 2012 als Langstreckenläuferin an den Spielen teilnehmen.

Während die Geschehnisse rund um die Vorbereitung der Spiele und auch der Machtapparat der Nationalsozialisten durchaus detailliert dargestellt wird, fehlte mir – und das ist mein persönlicher Kritikpunkt an diesem Buch – die Sicht des Sportlers. Albertas und Hannes Olympiavorbereitung wird immer mehr zur Nebensache, man erfährt leider wenig darüber, wie ein Sportler sich auf das große Ereignis vorbereitet (z.B, was alles zum Training gehört). Es wird darüber geschrieben DASS hart trainiert wird und dass Olympia natürlich der große Traum ist, aber ich hätte gern mehr über die sportliche Seite erfahren. Die zwischenmenschliche (Dreiecks-)Geschichte und die politischen Geschehnisse standen doch sehr im Vordergrund.

Trotzdem – weiterempfehlen würde ich das Buch auf jeden Fall.