Rezension

Trotz der spannenden Ausgangslage über weite Strecken langatmig

ASH PRINCESS - Laura Sebastian

ASH PRINCESS
von Laura Sebastian

Überraschend düsterer Fantasyroman mit interessanter Protagonistin. Leider wurde das vielversprechende Potential nicht ganz ausgeschöpft.

Inhalt

„Du weißt, wer du bist“, sagte sie zu mir. Ihre Stimme zitterte nicht, auch nicht, als Blutstropfen hervorquollen, als die Klinge in ihre Haut eindrang. „Du bist die einzige Hoffnung für unser Volk, Theodosia.“ Und dann schnitten sie ihr die Kehle durch und raubten mir meinen Namen. – LAURA SEBASTIAN 

Vor zehn Jahren wurde Astrea von den Kalovaxianern erobert, seine Bevölkerung versklavt und zur Ausbeutung seiner heiligen Wasser-, Luft-, Erd- und Feuermine verdammt. Prinzessin Theodosia lebt seither als Ascheprinzessin, als lebendiges Symbol für die Machtlosigkeit ihres Volkes, am Hof des Kaisers. Ihrer Sprache, Kultur und ihres Namens beraubt, ist sie die zur unterwürfigen und angepassten Lady Thora geworden. Doch als zusammen mit dem letzten Hüter Astreas auch ihre Hoffnung auf Rettung stirbt, erkennt sie, dass überleben allein nicht ausreicht. Fest dazu entschlossen, sich und ihr Volk selbst zu retten, beschließt sie, die unbezwingbare Terrorherrschaft des Kaisers von innen heraus zu schwächen. Je mehr ihr Vorhaben Gestalt nimmt, desto mehr muss sie sich allerdings die Frage stellen, welche Werte sie für ihr höhere Ziel zu opfern bereit ist .

Meine Meinung 

Mich hat „Ash Princess“ total überrascht, weil ich mit so viel Brutalität und Grausamkeit nicht gerechnet hatte. Die Beschreibung von Theos jahrelanger Misshandlung war für mich aber nicht übertrieben, sondern genau passend, denn sie hat mich ihre gebrochene Persönlichkeit und ihren langsam aufkommenden Wunsch nach Rache verstehen lassen. Das ist auch Grundvoraussetzung, um ihre Suche nach ihrer eigenen Identität verstehen zu können. Von Theos innerem Konflikt zwischen den hohen Erwartungen der Rebellen, Blaise, Art und Heron, an sie als ihre Königin und dem Gefühl der Machtlosigkeit und Verbundenheit zu einzelnen Kalovaxianern, wird die Geschichte getragen. In dieser Hinsicht konnte mich das Buch überzeugen, weil damit keine einfache Schwarzweiß-Malerei betrieben wird. Um die Rebellen und vielleicht auch sich selbst von ihrer Entschlossenheit zu überzeugen, fasst sie den Plan Prinz Søren gegen seinen Vater auszuspielen und den Mörder ihrer Mutter zusammen mit seiner Tochter Cress zu vergiften. Doch sowohl zu Cress als auch zu Søren fühlt sich Theo verbunden und kann sie nicht blind für ihre Eltern und den Werten, zu denen sie erzogen wurden, hassen.

Allerdings kommt es durch eben diese Hin- und Hergerissenheit zu vielen Wiederholungen und langatmigen Passagen. Teilweise hatte ich das Gefühl, mich wieder in der Geschichte zurück zu bewegen und nicht voran zu kommen. Das hätte besser umgesetzt werden müssen, um mich vollends überzeugen zu können. Da Theos persönliche Entwicklung und Gefühle im Vordergrund der Handlung stehen, fand ich es an sich aber sinnvoll, dass die Geschichte aus ihrer Perspektive erzählt wird. Einige Nebencharaktere, vor allem Søren und Blaise sind mir dadurch aber einfach zu blass geblieben. Hätte ich im Vorfeld gewusst, dass sich hier eine Dreiecksbeziehung entwickelt, hätte ich mir das Buch wohl nicht gekauft. In diesem Teil stand sie allerdings nicht wirklich im Vordergrund. Theos Gefühle für Blaise, der sie an ihre glückliche Kindheit erinnert, und Søren, dessen Angst sie teilt, wie sein Vater zu werden, konnte ich aber nachvollziehen. Blaise erinnert sie an das wofür sie kämpft und Søren führt ihr vor Augen, welche Werte sie nicht aufgeben will, um ihr Ziel zu erreichen.

Leider war die Handlung aber zu großen Teilen vorhersehbar und das Potential der spannenden Ausgangssituation wurde nicht ganz ausgeschöpft. Vor allem von der Welt außerhalb des Palastes und der Magie der Astreaner, von denen man schon viel gehört hat, die aber bisher noch keine große Rolle gespielt haben, erhoffe ich mir im zweiten Teil mehr.