Rezension

Über Generationen hinweg

Lil -

Lil
von Markus Gasser

Ein Hilferuf in Briefform, vor mehr als hundert Jahren verfasst und danach verschwunden, taucht bei einer Baumaßnahme wieder auf. Er gibt der krebskranken Sarah neue Energie und  Lebensmut; denn sie fühlt sich in der Pflicht, über das Schicksal der einstigen Briefschreiberin zu berichten. 

Im Zwiegespräch mit ihrer Dobermannhündin Miss Brontë erzählt sie die Geschichte ihrer Urahnin Lil, einer erfolgreichen Unternehmerin, die  -  von ihrem Sohn Robert entmündigt und weggesperrt  -  mit Hilfe der resoluten Anwältin Colby Sandberg rehabilitiert wird. Wird  sie ihrem Sohn vergelten, was er ihr angetan hat? Und wie wird ihre Rache aussehen?

Gassers Roman gewährt einen spannenden Einblick in die gesellschaftlichen Verhältnisse der 1880er Jahre der Vereinigten Staaten von Amerika. Packend schreibt er über die Situation und gesellschaftliche Stellung der Frau in jener Zeit, über Vorurteile, Intoleranz und Inkompetenz. Dabei verliert er nie den Bezug zu unserer Gegenwart und zeigt Parallellen zwischen den Generationen auf. In eigenwilligem, angenehm lesbarem Stil und mit hintergründigem Humor schildert er Lils Erlebnisse und Erfahrungen und läßt geschickt ein Band zwischen ihr und  ihrer Urururenkelin Sarah entstehen. Gassers Sprache passt sich den jeweiligen Charakteren an und macht die einzelnen Personen unverwechselbar.

Ob die Missstände, Vorurteile und Anmaßungen, die in Lils Generation vorherrschten, der Vergangenheit angehören? Das mag der Leser selbst entscheiden.