Rezension

Ungewöhnlich und bildgewaltig

Das sternenlose Meer - Erin Morgenstern

Das sternenlose Meer
von Erin Morgenstern

Bewertet mit 3.5 Sternen

Erin Morgenstern ist zweifellos eine außergewöhnliche Autorin. Sie schafft es in jedem Buch, was ich von ihr gelesen habe, eine fantastische Welt zu entwickeln, auf die man sich anfänglich zwar erst mal gedanklich neu einlassen muss, die einen im Laufe der Zeit aber immer mehr fasziniert und fesselt. So ging es mir auch bei diesem Buch. Das sternenlose Meer und ich hatten einige Anfangsschwierigkeiten, besonders durch die verschiedenen Erzählstränge, denen man zu Beginn noch nicht besonders viel abgewinnen kann, wie ich finde. Aber je länger man dranbleibt, desto mehr lohnt sich das Buch.

 

Wie schon erwähnt wird das Buch aus verschiedensten Perspektiven erzählt. Es sind immer wieder kleine Abschnitte mit Erzählungen eingestreut, die man zunächst inhaltlich nicht zuordnen kann, was es für mich und den Lesefluss sehr schwer gemacht hat, zueinander zu finden. Ich war jedes Mal förmlich erleichtert, wenn Zachary, der Protagonist, wieder im Fokus stand, denn seine Geschichte schien immer vergleichsweise normal und leicht verständlich. Mir hat es Spaß gemacht, ihm bei seiner Rätselei zuzuschauen, ich empfand ihn als eine sehr sympathische Figur. Seine Begeisterung für Bücher hat ihm natürlich von Anfang an viele Pluspunkte eingebracht, ebenso seine Zocker-Kenntnisse. Ich empfand ihn als einen Typen, mit dem ich selbst auch gern abhängen würde, er hat einfach einen entspannten, angenehm ruhigen Charakter.

 

Die Geschichte, die sich um ihn spinnt, ist wahrscheinlich nicht für jedermann was. Die Welt, die die Autorin geschaffen hat, ist sehr abstrakt, das beschreibt es vermutlich am besten. Man muss sich auf das einlassen, was geschieht, und ich für meinen Teil habe auch irgendwann aufgehört, verwirrende Sachen zu hinterfragen und habe gemerkt, dass ich, besonders anfangs, wesentlich besser damit fahre, es einfach hinzunehmen und die Fantastik des Ganzen zu genießen.

Auch der Schreibstil ist außergewöhnlich, manchmal poetisch, manchmal kryptisch, sodass ich manchmal einige Stellen mehrfach lesen musste, hinterher aber immer noch nicht zu 100% wusste, was genau gerade passiert ist oder viel mehr wie es zu verstehen war.

 

Erin Morgensterns Schreibweise ist speziell, das kann man ganz klar sagen. Bildgewaltig und wundersam und viele, mich eingeschlossen, könnten da vielleicht nicht immer komplett durchdringen. Ich habe mich größtenteils damit abgefunden, aber andere können oder wollen das eventuell nicht. Man muss sich darüber im Klaren sein, dass dies kein Buch ist, bei dem man einfach gedanklich abschalten und sich treiben lassen kann. Man muss ein wenig mitdenken, aufmerksam sein, die Geschichte mit all ihren verschiedenen Facetten gibt es nicht her, nur halbherzig zwischen Tür und Angel zu lesen.

 

Mein Fazit:
Das Buch und ich hatten einige Anfangsschwierigkeiten, aber im Laufe der Zeit wurden wir ein gutes Team. Der größte Pluspunkt war der Protagonist, ich habe Zachary echt geliebt. Das Buch ist eher nicht für Leute geeignet, die sich locker-leichte Fantasy oder dergleichen vorstellen, dafür ist es viel zu komplex.

Ich vergebe 3,5 von 5 Sternen.