Rezension

Unstern

The Romeo & Juliet Society, Band 1: Rosenfluch -

The Romeo & Juliet Society, Band 1: Rosenfluch
von Sabine Schoder

Bewertet mit 2.5 Sternen

Joy begleitet ihren alleinerziehenden Vater, der als Schauspieler arbeitet, an viele Orte. Kurz vor seinem nächsten Auftritt werden sie von seltsamen Leuten entführt. Sie nennen sich die Romeo-&-Juliet-Society und behaupten, Joy gehöre zu ihnen und würde sterben, wenn sie nicht mit ihnen nach Verona käme. Dort wird sie in eine Akademie aufgenommen, an die nur Nachfahren der Montagues und Capulets bzw. deren Freunde gehen. Dort wird es noch seltsamer. Der Fluch zwingt die Jugendlichen alle 17 Jahre, sich in einen Angehörigen des anderen Hauses zu verlieben, nur um dann das Liebespaar zu opfern. Joy wird als Capulet dem Haus des Schlangenfürsten Rhyme zugeteilt und sieht sich bald Gefahren ausgesetzt, die sowohl ihr Leben als auch das Herz bedrohen. 

Auch nach zwei Tagen weiß ich nicht so recht, was ich von der Geschichte halten soll. Deshalb erstmal das Positive: Die Autorin kann schreiben und sie hat zwar YA-typisch zwei megaheiße, aber dafür auch Frauen gegenüber nette Loveinterests erschaffen. Und mir gefiel der Anfang, als Joy noch nicht an der Akademie war. Aber dann wird es seltsam und liest sich immer mehr wie eine Harry-Potter-Fanfiction. Der Draco-Verschnitt heißt Rhyme, hat einen Body zum Niederknien, helle, blonde Haare - und eine Vorliebe für Schlangen. Sein Gegenpart heißt Cut, ist strubbelig-schwarzhaarig, ebenso hot und mag ... (Groß)Katzen. Die Erwachsenen nutzen dauernd eine Art Magie, mit der sie Leute beeinflussen - also quasi den Imperius. Joy selbst ist ein Lily-Klon mit grünen Augen. 

Aber gut, man muss ja das Rad nicht neu erfinden, um gute Geschichten zu erzählen. Was mich viel mehr gestört hat als irgendwelche FF-Anwandlungen, war das seltsame Worldbuilding, das überhaupt keinen Sinn ergibt. Da ist ein Fluch, weil ...? Und schuld daran ist der Unstern - ein Komet, den nur Capulets und Montagues sehen können, weil ...? Welches Interesse hat ein Komet an Leuten? Warum spucken die Verfluchten Rosen? Sind sie auch noch mit dem Biest von der Schönen verwandt? Was lernt man an dieser Akademie außer Tanzen und Kämpfen? Gefühlt wurden eigentlich ständig nur irgendwelche Klamotten anprobiert (habe ich schon erwähnt, dass die da alle megareich sind? - Okay, wäre ich auch, wenn ich Imperius könnte, just saying.) Und was für großartige Gene die dort haben müssen - alle waren  richtig gutaussehend und fit. Jedes Mädchen konnte da quasi durchsichtige Badeanzüge tragen, ohne sich unwohl zu fühlen, den Jungs wurden beim Joggen schon die Klamotten von liebeshungrigen Mädchen vom Leib gerissen. Keine Ahnung, was die Autorin damit rüberbringen wollte, ich persönlich fand das cringeworthy. 

Was ist eigentlich mit den Eltern der Jungs? Es gab einen Vater (Cut) und eine Tante (Rhyme), die dort einen auf Haus Malfoy und Haus Potter machten, aber keine anderen Erwachsenen außer den Souffleuren/Souffleusen, die dazu wurden, weil man ihnen eine Maske aufs Auge drückt? Welche Logik bitte steckt dahinter? Man muss mir ja nicht alles im ersten Buch erzählen, aber ein bisschen nachvollziehbares Worldbuilding erwarte ich schon. Welchen Sinn haben die seltsamen Namen aller Beteiligten? Warum sollen Tränen oder Lachen jemanden stärken, warum sollten manche immun gegen Schlangengift oder Feuer sein? Dass man es vermeiden sollte, sich in jemanden vom anderen Haus zu verlieben, ist rein von den Konsequenzen her verständlich, aber jede*r fand es okay, sich in ein eigenes Familienmitglied zu verlieben? Inzest ist quasi legal, aber alles andere uncool, wenn man überleben möchte? Sorry, aber "isso" ist keine Antwort. Im Übrigen empfand ich mehr Love-Vibes zwischen den beiden Jungs als zwischen einem der Jungs und Joy. 

Es gab zwischendurch ein paar geheimnisvolle Andeutungen zu Joys Herkunft und ich frage mich, warum eigentlich bis zum Schluss niemand die richtigen Fragen gestellt hat (die ich aus Spoilergründen nicht aufführen kann). Aber gut. Vermutlich werden 99 Prozent der LeserInnen das Buch feiern, denn es hat einen Farbschnitt. Darauf kommt es mittlerweile viel eher an als nach sinnvollen Handlungen. Bis zur Hälfte fand ich die Geschichte ein bisschen zäh, danach habe ich sie nicht ungern gelesen, auch wenn mich all die unbeantworteten Fragen und mangelnde Logik immer wieder seufzen ließen. 2.5/5 Punkten. 

Kommentare

Snowcat kommentierte am 02. September 2023 um 22:25

Ich dachte schon ich wäre die Einzige, die das Buch nicht so toll findet! 

Ich kann die allermeisten Deiner Kritikpunkte soweit voll und ganz nachvollziehen, ich habe allerdings erst ca. 50% des Buches gelesen...

E-möbe kommentierte am 03. September 2023 um 10:01

Wenigstens wird es ab der Hälfte auch mal spannender. 

Ivoryscales kommentierte am 24. Oktober 2023 um 00:24

Also zuerst einmal: das erleichtert mich gerade sehr, ich dachte schon, ich werde verrückt. Ich habe heute mit dem Buch angefangen (bin noch ziemlich am Anfang) und mir sind genau die gleichen Sachen eingefallen. Ungelogen. Ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, dass irgendwas ist, bis ich endlich gemerkt habe was. Wie du gesagt hast, Rhyme ist ziemlich zu 100% Draco und Cut ist Harry. So wirklich ich bin beinahe ausgerastet, als ich es gecheckt habe. Ich dachte mir kurz, das kann doch nicht wahr sein, dass ich hier eine Harry Potter fanfic lese und dazu noch nicht einmal eine gute. Wirklich sie verhalten sich 1 zu 1 wie Harry und Draco dargestellt werden. Nennen sich nur beim Nachnamen, necken sich etc. Sind aus zwei "verfeindeten" Häusern, reich, mit enemies wo lowkey aufeinander stehen vibes. Und dann noch das mit den Schlangen und Katzen. Das kann doch nicht wahr sein, dachte ich mir. Jedenfalls konnte mich die Romanze bzw Chemie zu Joy 0% überzeugen (so unweit ich bin). Aber zwischen Rhyme und Cut hatte ich ein ganz anderes Gefühl. Lustigerweise habe ich mit einer Kollegin darüber schon Witze gemachz, bevor ich es überhaupt angefangen hatte, dass es wieder ein typisches YA Buch sein wird wo die beiden männlichen Love Interests mehr zusammen haben als mit der Protagonistin. Oh well. Ich habe dann natürlich versucht herauszufinden, wie viel an dieser fanfic Sache dran ist. Besonders weit bin ich noch nicht gekommen, aber ich konnte auf ihrem Blig lesen, dass die Autorin Harry Potter Fan ist und einmal bei einem "Die Tribute von Panem" Schreibwettbewerb mitgemacht hat, also zumindest etwas mit fanfiction am Hut haben muss. Keine Ahnung ob du das noch siehst aber wirklich, ich dachte schon, ich bin verrückt. Gut zu wissen, dass ich nicht die einzige bin, wo das Gwfühl hatte, dass da etwad Harry Potteriges im Spiel ist.

E-möbe kommentierte am 29. Oktober 2023 um 17:26

Als (ehemaliger) FF-Fan erkennt man das sofort, oder? ;) Hätte ja auch ganz gut sein können, wenn es nicht alles so unlogisch und mit #isso erklärt werden würde. 

Ivoryscales kommentierte am 29. Oktober 2023 um 18:53

Wahre Worte, wahre Worte. Wenn man mal im Fanfic Raum drin war erkennt man den Schreibstil und Plot Devices ziemlich sofort. Ich selbst bin ziemlich überzeugz von meiner Fähigkeiten Fanfics herauszuschnüffeln wie ein Bluthund.