Rezension

Unsympathische Protagonistin

Yakamoz - Eine Liebe in Istanbul - Aygen-Sibel Celik

Yakamoz - Eine Liebe in Istanbul
von Aygen-Sibel Celik

Bewertet mit 2.5 Sternen

Eye-Candy:
Da Yakamoz Meeresleuchten bedeutet, ist es eine tolle Lösung, dass die orientalisch anmutenden Lampen und die Lichtreflexe den Bezug zum Titel sehr elegant hergestellen. Interessant finde ich die
Silouhette des umarmenden Pärchen, wodurch das Cover durch die vielen Farben und Formen nicht überladen wirkt.

Inhalt: 
Es geht um Tuana, die mit ihren Eltern in Deutschland lebt und 15 Jahre alt ist. Ihre Großeltern haben enbenfalls in Deutschland gelebt, sind dann jedoch in die Heimat zurückgekehrt. In den letzten Ferien hat Tuana einen tollen Jungen kennengelernt, Noyan. Seit dem schreibt sie auch mit ihm und schwärmt ziemlich heftig von ihm... Sie muss ihn wiedersehen und um ihr Ziel zu erreichen bearbeitet sie für sehr lange Zeit ihre Eltern, bis sie ihr nachgeben und einwilligen sie in den Sommerferien zu ihrer Großmutter in die Türkei zu schicken. Angekommen in Istanbul trifft sie auch Noyan, der noch traumhafter ist, als in ihrer Erinnerung. Doch die zarte Liebe wird durch fiese Gerüchte und andere Hindernisse auf die Probe gestellt... 

Meine Meinung:
Wie bereits gesagt, liebe ich Bücher, die in Istanbul spielen. Ich bin in der Stadt geboren und dort aufgewachsen, immer wenn ich es einrichten kann, bin ich auch in Istanbul und freue mich, wenn ich auch literarisch die Stadt besuchen kann ;) 
Daher war ich etwas enttäuscht, als das Feeling der Stadt nicht so wirklich rüberkam. Ja, die Protagonistin ist in Istanbul und jagt ihrer Liebe hinterher, aber das Setting ist dabei so blass, dass es mich nicht überzeugt hat.Immer wieder hört man die Namen verschiedener Stadtteile und die Sehenswürdigkeiten, doch werden diese so schnell abgehandelt, dass sie gar nicht wirklich in die Handlung hineinfließen. Dadurch kommen die ganzen liebenswürdigen Marotten / Eigenheiten der Stadt oder das Typische der türkischen Kultur einfach nicht rüber.

Mein Hauptproblem war die Protagonistin. Tuana ist 15 und obwohl ich nicht 15 sondern 22 bin, ist es noch gar nicht so lange her, dass ich auch einst 15 war ^^' Außerdem habe ich Nachhilfeschülerinnen, die 15 sind und mit denen ich mich gerne und lange unterhalte. Ich kann euch versichern, dass keine normale 15 Jährige sich so verhält wie Tuana. 
Sie schreibt mit diesem Jungen, Noyan, den sie zwei Mal gesehen hat (wohlgemerkt: das Schreiben ist nicht regelmäßig und dabei bemerkt man auch die Chemie der beiden überhaupt nicht) und schon redet sie von Liebe. Sie lügt mehr oder weniger ihre Eltern an, schwärmt ständig über ihn, ihre Noten sacken ab, ihre Freunde vernachlässigt sie (so sagt sie) und alles für einen Jungen, den sie zwei Mal gesehen hat und mit dem sie noch nicht einmal regelmäßig schreibt. 
In der Türkei wird ihr Verhalten auch nicht besser. An einigen Stellen ist sie zu einem Nachbarsjungen ihrer Oma sehr gehässig. Der Nachbarsjunge ist zwar merkwürdig, hat aber wahrscheinlich auch psychische Probleme aufgrund seiner Erziehung (wenn man von dem ausgeht, was die Oma erzählt) und sie macht sich weiterhin auf einer sehr gemeinen Weise lustig über ihn... Als sie ihm unabsichtlich und irgendwie doch absichtlich wehtut, kann sie sich nicht einmal entschuldigen - sie empfindet sogar eine Genugtuung! 
Für mich geht so etwas mal gar nicht.

Noyan, der Junge von dem Tuana ständig schwärmt, veranstaltet einige sehr romantische Aktionen, das räume ich ein. Jedoch besitzt er für mich null Persönlichkeit. Wie er ist, könnte ich gar nicht sagen und obwohl die beiden sich nicht lange und gut kennen, lieben sie sich abgöttisch. Im Prinzip kann ich das akzeptieren, jedoch spüre ich bei den beiden keine Anziehung, keine Chemie. Durch ihre Sms-/ What's App-Nachrichten- Tausch springt einfach nicht der Funke über...

Das Ende des Buches kommt mir zu abrupt vor. Der "Bösewicht" bzw. der Antagonist im Buch, hat sofort das Gefühl von Reue und hilft auch noch Tuana und Noyan (ohne einen ersichtlichen Grund) bei irgendwelchen Plänen, damit die beiden ein Alibi haben. 
Warum sollte ein Antagonist, der bischer ohne Gewissen gezeigt wurde, so handeln? Die Läuterung, die dazu geführt hat, hat mich leider nicht überzeugen können.

Es gibt bestimmte Yakamoz-Einträge im Buch, die sich sehr poetisch und schön lesen lassen. Am Ende kommt heraus, was es sich damit auf sich hat. Bis da hin kann man etwas miträtseln und gespannt sein.

Viele Sätze sind auf türkisch, die Übersetzung folgt entweder gleich darauf oder indirekt. Was mir unangenehm als Türkischsprechende (Muttersprache) aufgefallen ist, da die Übersetzungen nicht nah genug am Orginal sind. Später hat die liebe Autorin darauf hingewiesen, dass Tuanas Unsicherheit in der Türkischen Sprache reflektiert werden soll, was natürlich gleich mehr Sinn ergibt!

Bewertung:  
Obwohl ich keine undurchsichtige Handlung erwartet habe, habe ich dennoch komplexere Konflikte erwartet. Durchaus gutes Potential hierfür enthalten, wird aber nicht ausgenutzt.

Kommentare

wandagreen kommentierte am 17. Juli 2015 um 20:04

Bin ganz deiner Ansicht. Sehr schade. Da hat man endlich mal eine Autorin, die einem die türkische Mentalität rüberbringen könnte und eine Stadt, die mehr als Flair hat, und dann bleibt alles sehr beliebig und an der Oberfläche. Zum Heulen schade!