Rezension

Unvorhersehbarer Thriller mit überraschendem Ende

Wie der Vater, so der Tod - Tracy Bilen

Wie der Vater, so der Tod
von Tracy Bilen

INHALT

Sie liebt ihn. Sie fürchtet ihn. Sie hätte nie gedacht, zu was er fähig ist...

Seit Matt sich erschossen hat, ist in Saras Familie nichts mehr, wie es einmal war. Ihr Vater unterliegt der Wahnvorstellung, dass sein nichtsnütziger Sohn noch lebt und lässt all seine Wut an seiner Frau aus. Wann immer er sie schlägt, bedroht oder sonst wie verletzt, steht Sara stumm und hilflos daneben. Sie kann nicht zur Polizei. Sie kann nicht fliehen. Sie kann ihre Mom nicht allein lassen.

Gemeinsam haben sie einen Fluchtplan entwickelt, doch ihre Mom taucht nicht am Trefpunkt auf. Ihre Sachen sind verschwunden. Und Saras Reisetasche wurde wieder ausgepackt. Niemand weiß, wo ihre Mutter ist. Hat ihr Vater sie etwa umgebracht? Sara will es nicht glauben und begibt sich auf eine Suche nach der Wahrheit, die nicht nur sie selbst in tödliche Gefahr bringt...

MEINE MEINUNG

Allgemein

Wie der Vater so der Tod ist ein genialer Thriller, der zwar anders war, als ich erwartet habe, mich aber trotzdem eine Nacht lang gefesselt hat und mich nicht mehr losgelassen hat, bis auch der letzte Satz gelesen war.

Figuren

Sara, die Ich-Erzählerin, ist ein stilles, braves Mädchen, das sich noch nie beschwert hat. Sie befolgt die Befehle ihres Vaters, der sie noch nie angerührt hat, schweigt, wenn er ihre Mom schlägt, und spielt sein Spiel, das Matt noch lebt, klaglos mit. Trotz allem liebt sie ihren Vater, denn er war nicht immer so wahnsinnig, wie er jetzt ist, und es gab durchaus schöne Jahre. Sie will nicht glauben, dass dieser gute Vater, der ihr ein Plüschtier geschenkt und sie "Engel" genannt hat, für immer verschwunden ist. Sie hasst ihn für seine Taten - aber genauso sehr liebt sie ihn auch. Im Laufe der Geschichte verliert sie ihre Passivität und verlässt die Sicherheit ihres Schweigens. Sie wirkt sehr echt und lebensnah, weil sie kein Übermensch ist und Fehler hat. Es fällt leicht, sie zu verstehen und mit ihr zu fühlen.

Der Vater, Ray Petersen, wirkt oft vielmehr wie ein Fleisch gewordener Albtraum als ein realer Mensch. Man möchte ihn schütteln und ihn in die Realität zurückholen. Sein Wahnsinn und seine tief gehenden psychologischen Probleme werden zwar nie genau erklärt - man muss es sich selbst zusammenreimen - aber sie werden unglaublich gut dargestellt. Saras Angst vor ihm ist sehr gut nachvollziehbar.

Zach und Alex könnten etwas detaillierter beschrieben werden, charakterlich konnte ich sie kaum auseinander halten. Sie haben zwar verschiedene Interessen, bleiben mir aber etwas zu blass in Anbetracht der Wichtigkeit ihrer Rollen.

Plot

Das Schöne an dem Plot ist, dass man nicht weiß, wie der Thriller ausgehen wird. Viele Fragen klären sich erst am Ende. Lebt die Mutter noch oder ist sie tot? Hat der Vater sie umgebracht oder ist sie verreist? Hatte sie einen Unfall? Hat jemand anderes es auf sie abgesehen? Kann Sara fliehen? Kann sie Zach und Alex wirklich vertrauen? Wie weit reicht der Wahnsinn des Vaters?
Ebenfalls spanned ist, dass man nie weiß, wie Sara sich entscheidet. Wen sie einweiht, was sie vorhat, wem sie vertraut, wohin sie geht, was sie glaubt. Diese Unvorhersehbarkeit ist ungeheuer wichtig für einen Thriller dieser Art und hier funktioniert es prima. Ich hatte verschiedene Verdachte, was passieren könnte, doch am Ende kam alles ganz anders.

Die Rückblenden wurden mir manchmal etwas zu viel und sie sind ziemlich uneinheitlich. Mal kursiv abgehoben, mal nicht. Mal im Perfekt, mal im Plusquamperfekt (die Hauptgeschichte ist im Präsens geschrieben). Etwas weniger davon und dafür einheitlicher wäre schön gewesen, da die Erinnerungen oft Spannung und Tempo  rausgenommen und die eigentliche Geschichte unterbrochen haben. Manchmal haben sie auch einfach nicht an diese Stelle gepasst und wirkten eher wie Füller.

Sprache

Schmucklos und temporeich wird die Geschichte erzählt. Nichts wird verschönigt, nichts unnötig detailliert beschrieben. Manchmal hätte ich mir etwas genauere Beschreibungen gewünscht, das Buch ist mit 278 Seiten ohnehin nicht sonderlich lang. Wie der Vater so der Tod liest sich schnell und flüssig, es wurde genau das richtige Maß an Gedanken, Dialog und Handlung gefunden. Nur, wie gesagt, die Beschreibungen könnten etwas ausführlicher sein.

4 von 5 Punkten

Cover 1 Punkt, Idee 1/2 Punkt, Plot 1 Punkt, Figuren 1/2 Punkt, Sprache 1 Punkt

~*~ IVI ~*~ 278 Seiten ~*~ ISBN: 978-3-492-70282-9 ~*~ Broschiert ~*~ 14,99€ ~*~ 16. April 2013 ~*~