Rezension

Vergessen

Vergessen - Elke Pistor

Vergessen
von Elke Pistor

Bewertet mit 4 Sternen

Mit diesem Krimi hat die Autorin in meinen Augen ein Werk geschaffen, das vor allen Dingen von seinen Charakteren lebt und etwas weniger von seinem Fall.

Es ist zwar nicht so, dass der Kriminalfall in diesem Roman irgendwie unwichtig wirkt oder von den Handlungen um, über und zu den Charakteren irgendwie überdeckt wird, aber wären die Charaktere nicht so wie sie sind und gäbe es nicht auch dort so manchen Punkt zu verfolgen, denke ich, wäre dieser Krimi deutlich weniger interessant gewesen.

Dabei muss ich sagen, dass ich Verena, die Protagonistin, zwar sehr gern mochte, aber manchmal auch über ihre, zwar etwas verdeckte, aber durchaus vorhandene Naivität den Kopf schütteln musste. Vor allen Dingen auch, was die Erkrankung ihrer Großmutter angeht, bei der sie einfach zu viel ins Leugnen verfällt, da sie diese eigentlich nicht wirklich wahrhaben will und was für Konsequenzen sich daraus ergeben werden. In gewisser Weise verständlich, kennt man diese Krankheiten aus dem realen Leben, so wie ich, aber leider keine Art, denn das hilft keinem. Ruth selbst ist ein Charakter, den man einfach gern haben muss, denn trotz ihrer Alzheimererkrankung kommt bei ihr immer wieder durch, was für eine liebevolle und nette Dame sie gewesen sein muss und auch immer noch ist, auch wenn durchaus etwas durch die Krankheit überdeckt. Und auch Todt, der Aushilfskollege von Verena ist mir durch manche Macke durchraus auch ein wenig sympathisch geworden, auch wenn mich der Umgang der beiden ziemlich genervt hat. Um noch einmal zu Verena zurück zu kommen, sie ist nett, aber war mir trotz ihrer eigentlichen Klugheit ein wenig einfältig, weil manches mir sofort so klar war, vielleicht auch ein wenig aus Klischees.

Allgemein muss ich sagen, dass der Fall auf jeden Fall spannend ist und ich bei manchem sehr froh über den Ausgang war, da ich schon mit anderem gerechnet hatte, es aber dem betreffenden Charakter nicht wünschte. Trotzdem muss ich auch gestehen, ich wusste schon viel zu früh, wer der Täter sein würde. Nicht, weil die Autorin es zu klar verraten hat, aber wenn man mehrerer Krimis liest, dann war es einfach zu leicht zu erkennen, da sich ein mir bekanntes Klischee erfüllte. Vielleicht sogar ein wenig schade, dass es am Ende wirklich diese Lösung war, denn ansonsten hätte mich die Autorin mächtig ins Bockshorn gejagt. Zumal sich der Täter auch im deutlich späteren Verlauf des Romans, als es mir schon lange klar war, deutlich verrät und das auch noch gegenüber der Kommissarin, die es nicht einmal merkt. Das meinte ich mit Naivität.

Ein durchaus guter Krimi, der für mich ein bisschen zu durchschaubar war in manchen Elementen, der mir aber gut gefallen hat, vor allen Dingen, da er einfach durch seine Charaktere lebt und sie alle auf ihre Art auch wirklich emotional auf einen wirkten und nicht, wie platte Scherenschnitte.