Rezension

Wenn aus Liebe Mord wird

Der freundliche Mr. Crippen - John Boyne

Der freundliche Mr. Crippen
von John Boyne

Bewertet mit 4.5 Sternen

John Boyne hat es wieder einmal geschafft mich vollkommen zu faszinieren. Bisher ist jedes Buch welches ich las eingeschlagen wie ein Bombe. "Der freundliche Mr. Crippen" brilliert dadurch, das es ganz sanft anfängt und uns einführt in das Leben des Hawley Crippen. Es ist sehr faszinierend Einblicke in dessen Leben zu bekommen und vielleicht ist auch alles nur Fiktion? Vom Autor ausgedacht und hinzugefügt oder tatsächlich so geschehen? Im Prinzip weiß niemand so genau, was damals geschehen ist, aber John Boyne hat dieses Thema wunderbar aufgegriffen und zu einem sehr spannenden Buch zusammen geschustert. Man nehme hier ein klein wenig, fügt dieses noch dazu und letztendlich bleibt der Leser mit offenen Mund zurück, denn auch wenn die Anfänge eher schwach sind, sind die letzten 150 Seiten so interessant, das es mir schwer fiel das Buch zur Seite zu legen. Erst als alles gelesen war konnte ich aufatme, obwohl ich Mr. Crippen einen Neuanfang mit seiner Liebsten gegönnt hätte. Da wir Hawley Crippen auch in seiner Kindheit begleiten, seine Träume miterleben, seine beiden Ehen, merken wir, das er erst dann als glücklich zu bezeichnen ist als Ethel le Neve in sein Leben tritt. Cora Crippen ist mir als Person sehr unangenehm und nun ja, man soll Menschen niemals etwas schlechtes wünschen, aber es hat mich nicht verwundert, das sie ihr Leben lassen musste um Hawley aus ihren Klauen zu befreien. Wie und wer nun schuldig ist an ihrem Tod ist unklar, zumindest in der Geschichte, die wir auf Wikipedia nachlesen können. Hier im Buch wird es erst spät klar, was letztendlich geschehen ist und zuerst war es erst einmal ein Schock. 

Die Flucht nach Kanada fand ich sehr spannend, denn auch wenn die Möglichkeiten durch Medien wie Internet, Handy und anderem nicht gegeben sind, wird hier dennoch durch Funk das erste Verbrechen der Geschichte nacherzählt. Das Leben an Bord der Montrose gestaltet sich nicht als einfach, denn Hawley und Ethel geben sich als Vater und Sohn aus und vielleicht ist es eben dies, was ihnen zum Verhängnis wurde?

John Boyne bedient sich einer Sprache, einem Schreibstil, der mich wieder einmal komplett begeistern kann. Er haucht seinen Protagonisten so viel Leben ein, das wir sie entweder verachten, lieben, wertschätzen oder eben auch nicht traurig sind, wenn sie plötzlich aus dem Leben scheiden. Cora Crippen erschien mir grausam und widerlich. Hawley Crippen hätte sich sicherlich anders von ihr trennen können, aber er hat den Absprung einfach nicht geschafft. Ob ein Mord das einzig wahre ist lasse ich mal so dahin gestellt, aber mich hätte sie als Person auch zur Weißglut getrieben. Selbstsüchtig und so sehr von sich überzeugt, das sie irgendwann nur noch nervt.

Die Story rund um Hawley Crippen wurde mehrfach verfilmt und bietet auch heute noch viel Grund für Spekulation und Gesprächsstoff. John Boyne schafft es auf mehr als 500 Seiten der Story eine neue Wendung zu geben, denn das was tatsächlich im Jahre 1910 geschehen ist, ist bis heute noch unklar, da nur durch Indizien angeklagt wurde.

Mich konnte "Der freundliche Mr. Crippen" begeistern, auch wenn ich am Anfang nicht so recht warm wurde mit dem Buch, da mir so viel drumherum erzählt wurde, bis dann letztendlich der grausame Mord geschieht, ab da nimmt die Story so viel an Fahrt auf, das ich wieder wusste, warum ich John Boyne als Autor so sehr schätze.