Rezension

Wenn das Spektakuläre fehlt

Der Abstinent -

Der Abstinent
von Ian McGuire

Bewertet mit 3 Sternen

Es beginnt im Jahr 1867 in Irland und endet anderswo. Der Polizist James O’Connor verlässt Irland, und sucht nach Verbrechern in Manchester. Dort findet er einen Feind in Doyle und beide Schicksale sind von da an verbunden.

 

Zum Positiven: Der Schreibstil liest sich flüssig, er ist einfach gehalten, kein Schnick-Schnack und die Figuren und die damalige Zeit wirken authentisch, und beinhalten eine gute Atmosphäre. Dennoch verstehe ich die Gefühlwelt und die daraus folgenden Entscheidungen bei der Hauptfigur v.a. nicht. Da scheint der Autor zu bestimmen. Des Weiteren werden gute Themen angeschnitten. Es gibt Korruption, die Rechtslage ist willkürlich, es gibt Pech und Glück im Leben, Trauer, Tod, Gewalt, Krieg und Mord. Es ist wie das Leben spielt. Das gefiel mir. Auch das eine Figur die Rolle des Erretters spielen könnte, es aber nicht tun, doch jemand anderes wird es tun, auf eine andere morbide Weise. Es gab also gute Themen im Buch, und es gab Wendungen, die mich überraschten, und trotzdem hatte dieses Buch keinen Funken.

 

So komme ich zum Negativen: Das Enttäuschende war die Tatsache, dass es sich um eine typische Geschichte um Rache und Vergeltung handelt. Der Autor hatte Potential und interessante Ideen, um die Geschichte relevanter zu machen, doch hat er seine Themen nie tiefgehender verfolgt. Somit war es nicht packend, wie es hätte sein können, nicht wirklich neu, wie das Ende beweist, und durch die fehlende Tiefe wenig aufschlussreich. Jedes Mal, wenn es gut wurde, kam nichts mehr. Der Handlungsstrang verliert sich, dann wird es wieder gut, doch der Autor gibt auf und widmet sich einem anderen Aspekt. Vielleicht reicht es zu spoilern, dass der Leser den Schauplatz England gegen Amerika tauscht. Wir kriegen keine Lösung zu den dortigen Begebenheiten und Problemen, keine historische Akkuratesse, und befinden uns schließlich in Amerika, wo es wieder etwas historisch wird, aber nur bisschen, dann geht es wieder zur Haupthandlung. Es wechselt zwischen der emotionalen Figurenebene, wechselt zwischen den Handlungen und der Leser will eigentlich mehr, etwas Konkretes, aber alle Aspekte bleiben weitestgehend in der Luft. Das Traurige ist, dass man durch das Interview zu Beginn die Vision des Autors mitbekommt, von seiner Vorstellung der Beziehung zwischen den beiden Protagonisten, die Rolle ihrer Erziehung, die Rolle von Gewalt und wie stark eine Person sein kann bzw. muss, um Rache zu üben oder der Vergeltung zu entsagen.

 

Schlussendlich ist die Geschichte nicht spektakulär genug, um in der heutigen Zeit veröffentlicht zu werden. Solche Geschichten hat man schon zu oft gelesen oder gesehen.