Rezension

Spannendes, aktuelles, historisches Thema

Der Abstinent -

Der Abstinent
von Ian McGuire

Bewertet mit 4 Sternen

Spannender historischer Roman, der ein wenig bekanntes Kapitel der Geschichte aufschlägt, dabei Parallelen zur Gegenwart ziehen lässt und am Ende grüblerisch wird.

Dass es zwischen Irland und England nicht immer einfach ist, habe ich gewusst. Gerade mit dem Brexit wird das ja wieder aktueller. Was ich jedoch nicht wusste, ist wie lange dieser Konflikt schon schwellt.

Das Buch handelt Mitte des 19. Jahrhunderts in Manchester. Dort wurden drei Männer dafür gehängt in ihrem Kampf für Irland gegen England einen Polizisten ermordet zu haben. Nun fürchten sich die Ordnungshüter Manchesters vor einer Racheaktion. Mittendrin ist James O’Connor. Der Polizist bekommt in England eine zweite Chance nachdem er in seiner irischen Heimat den Tod seiner Frau nicht überwand und im Dienst trank. Doch als Ire hat er es gerade in diesen Zeiten in Manchester nicht leicht. Er muss gegen Ablehnung und Widerstand seiner Kollegen kämpfen, während er die Spitzel der Stadt aushorcht und sich in ein gefährliches Spiel zwischen Terror und Nationalstolz begibt, indem jeder Fehler bestraft wird.

Ich fand das Thema dieses Buches sehr spannend. Nicht nur, weil mir dieser Teil der europäischen Geschichte nicht bekannt war, sondern auch weil es spannende Parallelen zur Gegenwart zeigt: Der Nordirlandkonflikt liegt noch nicht so lange zurück und Terror war in den vergangenen Jahren sehr aktuell. Das Buch macht deutlich, was es damals schon gab und was sich geändert hat.

Durch den Tausch der Erzählenden im Buch kommt Spannung auf. Gleichzeitig macht es auch die verschiedenen Positionen und Überlegungen deutlich. So lernt der Leser beide Seiten des Konflikts kennen und bekommt ein ganzheitlicheres Bild. Mir gefällt sehr gut, wie sich die verschiedenen Entscheidungen verschiedener Mensch verstricken und so am Ende das Drama entsteht, das das Buch unterhaltsam macht.

Nur das Ende war leider schwach. Entweder wusste der Autor nicht so recht, wie er zu einem fesselnden Schlusspunkt kommen soll oder er wollte bewusst die moralischen Gesichtspunkt betonen. Was auch immer, ich wurde damit nicht überzeugt. Die letzten hundert Seiten waren mir zu ereignislos und grüblerisch. Kein Vergleich zu Geschehen, Wendungen und Atmosphäre zuvor. Leider.