Rezension

....wenn Sterben keine Selbstverständlichkeit mehr ist.

Scythe 1 - Die Hüter des Todes - Neal Shusterman

Scythe 1 - Die Hüter des Todes
von Neal Shusterman

Bewertet mit 5 Sternen

Ich hatte ja bei einer anderen Rezension ("Nanos" von Timo Leibig) schon erwähnt, dass ich vom Aufbau der Geschichte sehr begeistert war. Oft hat man, gerade bei zukunftsorientierten Geschichten, das Problem sich in der Welt zurecht zu finden, doch hier war ich direkt dabei. Der Autor holte mich gleich am Anfang ab. Schnell wird klar, wie es schon der Klappentext beschreibt, dass es um eine Welt geht, in welcher der Tod keine Selbstverständlichkeit mehr ist. Man wird jedoch nicht direkt mit einer Abhandlung aller Funktionen und Umstände überhäuft, sondern bekommt diese gut verpackt im Laufe der Geschichte serviert.  Teilweise wird einfach aus dem Leben heraus berichtet, wie sich die Jugendlich einfach aus Spaß an der Freude gegenseitig umbringen, oder auch sich selbst. Denn was soll schon passieren?! So lernt man die Begebenheiten wunderbar kennen.

Selbst die Scythe bleiben kein langes Rätsel. Zuerst lernt man diese hauptsächlich aus der Sicht des "Normalsterblichen" kennen und im Laufe der Geschichte erfährt man von deren Beweggründe und den Funktionen des Scythetums. Um das ganze aufzulockern, gibt es auch immer wieder Tagebucheinträge der Scythe. Bei diesen ist jedoch nicht immer ganz klar ob gut oder böse Absichten dahinter stecken. Auch dies gefiel mir am Aufbau der Geschichte recht gut, denn dem Grunde nach sind die Scythe auch nur Menschen, sodass es nicht nur wohlgesonnene Zeitgenossen gibt. Während der Ausbildung, die Citra und Rowan gemeinsam absolvieren, hat man oft das Gefühl, dass das alles nicht richtig ist. Wie kann es sein, dass die Scythe über Leben und Tod entscheiden indem sie einfach irgendwelche Menschen "nachlesen" (töten)?

Gerade dies fand ich sehr besonders an der Aufmachung, denn man lernt mit den Azubis. Neal Shusterman hat in dieser Geschichte Dinge vereint und auf den Punkt gebracht, die wir eigentlich in die Wiege gelegt bekommen (sollten). Zusammenhalt, Freundschaft, Vertrauen, Mitgefühl, der Umgang miteinander aber auch die Tatsache, dass das Leben nur endlich ist bzw. sein sollte. Dinge, die eigentlich alltäglich sind, aber ich kann mir durchaus vorstellen, dass man dies in einer Welt wie sie in der Geschichte dargestellt wird, auch schnell vergisst.

Die Charaktere fand ich ebenfalls überragend. Schnell bekam ich das Gefühl, dass sich zwischen Citra und Rowan eine Romanze anbahnt; was auch nicht verwerflich gewesen wäre, denn schließlich handelt es sich um zwei junge Menschen, die quasi den ganzen Tag beisammen sind und ihr Leben mit einander teilen. Die Romanze bleibt sogar fast gänzlich aus, aber was der Autor hier vermittelte war so viel mehr. Ich kann es einfach nicht in Worte fassen. Immer wieder kam es zu Wendungen und Verläufen in der Geschichte, mit denen ich keineswegs gerechnet hätte. Es war einfach so unfassbar gut! Trotz Arbeit und dem üblichen Alltag hatte ich das Hörbuch in nicht einmal einer Woche durch.

Vermutlich könnte ich noch eine ganze Abhandlung über das Buch schreiben, weil es einfach so unglaublich gut gemacht war. Es geht unter die Haut. Hält einem den Spiegel vor. Lässt einen nachdenken. Man möchte weinen, lachen, schreien, jubeln, am besten alles gleichzeitig. Es ist in keiner Sekunde langweilig oder sonst etwas. Unter den Hörbüchern würde ich fast behaupten, dass es mein absolutes Highlight war und ich glaube, dass ich auch das Buch dazu noch eines Tages lesen werde. 

Fazit: 

Geniale Vertonung einer Geschichte über eine Welt, in der es keine Sterblichkeit mehr gibt.