Rezension

Wer bin ich?

Das Gesicht meines Mörders - Sophie Kendrick

Das Gesicht meines Mörders
von Sophie Kendrick

Bewertet mit 5 Sternen

Als sie in einem Krankenhaus zu sich kommt, weiß die junge Frau zunächst weder wo noch wer sie ist. Der Mann, der an ihr Bett tritt, behauptet Roland Winter zu sein, seines Zeichens Schriftsteller und ihr Ehemann. Ihr Name ist Clara Winter und sie beide wohnen gemeinsam in einer Villa in Berlin. Doch hier scheint Clara Opfer eines Überfalls geworden zu sein, denn Roland fand sie mit einer schweren Kopfverletzung mitten im Wohnzimmer und um sie herum stand alles in Flammen. Allerdings erinntert sie sich auch jetzt noch an gar nichts, ihre einzige Möglichkeit besteht darin, sich selbst auf der Suche nach Spuren zu begeben und dem Mann, der dort neben ihr steht, zu vertrauen. Clara beginnt nachzuforschen, doch wenn sie ein Puzzleteil gefunden hat, tauchen gleich noch mehr Fragen auf. Die Suche nach der Wahrheit beginnt.

Meine Meinung:

Was für ein durchweg gelungenes Debüt, ich muss sagen, dieses Buch ist so spannend, dass ich es nicht aus den Händen legen konnte. Sophie Kendrick schreibt sehr flüssig und ihr ist es schon mit ganz wenigen Worten gelungen, mich an ihren Psychothriller zu fesseln. Dabei bleibt sie sprachlich absolut verständlich und präzise, die Details, die sie liefert, ließen mir permanent die Möglichkeit, selber Theorien aufzubauen und mitzurätseln. Wer glaubt, dass das Thema Koma und Gedächtnisverlust nichts Neues ist, mag zwar im ersten Moment recht haben, denn auch ich musste an den Thriller von Joy Fielding, Lauf, Jane, Lauf, denken, aber Sophie Kendrick baut hier so viele eigene Ideen ein, dass ich keinerlei Chancen hatte, dem Rätsel auf die Spur zu kommen.

So beginnt der Psychothriller gleich sehr spannend und ich wollte vom ersten Moment an nur wissen, was da passiert ist. Doch dazu läßt die Autorin es gar nicht kommen, denn jede Theorie, die sich in meinen Gedanken ersponn, wurde sehr schnell wieder durch geschickte Wendungen im Geschehen verworfen. Diese Wendungen kommen teilweise so unerwartet, dass ich immer wieder aufs Neue überrascht war. Trotz all dieser Wendungen im Geschehen verliert Kendrick zu keiner Zeit ihren roten Faden und alles, was sich zusammenfügt, bleibt absolut schlüssig. Ich persönlich liebe es, wenn ich ganz viel miträtseln und mitfiebern kann und hier ist es mir wirklich erst ganz kurz vor der Auflösung klar geworden, was da denn wirklich passiert ist.

Die Geschichte wird hier aus der Sicht Claras in der Ich-Form wiedergegeben. Dabei konnte ich mich sehr schnell in die Protagonistin einfühlen und auch zum Teil identifizieren. Ich konnte absolut nachempfinden, wie es für sie sein musste, sich an gar nichts zu erinnern und sich absolut blind auf einen anderen verlassen zu können. Ich stelle mir das unglaublich schwer vor und diese Darstellung der Gefühle Claras ist der Autorin sehr gut gelungen. Wem kann ich trauen? Wer sagt die Wahrheit? Kenn ich diese Person wirklich? All das gilt zu verarbeiten und wird hier äußerst glaubwürdig dargestellt und auch Claras Entwicklung innerhalb der Geschichte ist nicht nur äußerst spannend, sondern wirklich denkbar und ich habe nie daran gezweifelt, wie sie agiert und reagiert.

Aber auch die anderen Charaktere und deren Entwicklung sind glaubhaft und auch authentisch. Wenn auch vieles eher nebensächlich bleibt, so bekam ich genügend Eindrücke, z. B. von Roland, dem Ehemann. Ich habe immer wieder versucht, ihn zu durchleuchten, aber er blieb recht undurchschaubar und ließ genügend Spielraum für Spekulationen.
Letzten Endes gibt es dann eine wirklich gelungene Auflösung, die durchaus überraschen kann und auch klar und überzeugend bleibt.

Mein Fazit:

Ein völlig überzeugendes und spannendes Debüt, das recht unblutig daherkommt, aber mit vielen Drehungen und Wendungen absolut spannend und fesselnd bleibt. Die Charaktere und deren Entwicklung sind glaubhaft und ließen nichts zu wünschen übrig. Von mir gibt es hier eine ganz klare Leseempfehlung - unbedingt lesen und abtauchen.