Rezension

Wettlauf mit der Zeit

Die Spur des Geldes - Peter Beck

Die Spur des Geldes
von Peter Beck

Bewertet mit 5 Sternen

„...Winter verschränkte die Arme und wartete. Das Warten gehörte zur Arbeit. Die allermeiste Zeit geschah nichts. Es lag in der Natur der Sache...“

 

Tom Winter arbeitet als Sicherheitschef bei einer Schweizer Bank. Er bekommt den Auftrag, die Konto von Otto Harnisch zu überprüfen. Die Anfrage kam vom BKA aus Berlin. Otto Harnisch war Brunnenmeister des dortigen Wasserwerks und wurde tot in einem Brunnenschacht gefunden.

Was sich wie ein Routineauftrag liest, wird für Tom Winter zu einem Wettlauf mit der Zeit.

Der Autor hat einen fesselnden Thriller geschrieben. Die Spannung ergibt sich nicht nur aus dem Handlungsablauf, sondern ebenfalls dadurch, dass das Szenario gar nicht aus der Luft gegriffen scheint.

Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Er unterstützt das rasante Tempo der Handlung.

Die Personen werden gut charakterisiert. Tom Winter nimmt seine Aufgabe ernst. Er scheut kein Risiko, ist dadurch immer für Alleingänge gut. Dabei kann er, wie schon im Eingangszitat formuliert, eine Menge an Geduld aufbringen. Verlassen kann er sich auf Leonie, die sich am Computer exzellent auskennt und ihm im Büro den Rücken frei hält.

Es ist nicht besonders viel Geld, dass sich auf Harnischs Konto befindet. Bei den Nachforschungen über den Geldgeber fällt auf, dass die Spuren in weitere Wasserwerke führen. Winter recherchiert an Ort und Stelle. Schnell ahnt er, was hinter der Geschichte steckt. Doch offizielle Stellen können das so nicht nachvollziehen.

Als besonderes Stilmittel lässt mich der Autor am den Gedanken von Winters Gegenspieler teilhaben. Ich darf einen Blick in seine Kindheit werfe, erfahre, was ihm zu dem gemacht hat, der er ist, und kann Schritt für Schritt seine Taten verfolgen. Diese abschnitte werden kursiv wiedergegeben.

Ab und an gibt es Ruhepunkte im Handlungsverlauf. Dann zeigt sich, dass der Autor auch die bildhafte Beschreibung der Landschaft beherrscht.

 

„...Der blaue Himmel über ihm war wolkenlos, abgesehen vom Kondensstreifen eines am nahen Flughafen gestarteten Flugzeugs. Am Ufer fügten sich die unzähligen Baumknospen zu einem riesigen, in unzähligen Grüntönen schimmernden Mosaik zusammen...“

 

Gut gefallen haben mir die gekonnt eingefügten Sachinformationen. Ich denke dabei unter anderen an die Erklärung über die Reinhaltung des Trinkwassers im Züricher Wasserwerk.

Ab und an blitzt ein feiner Humor auf, so in dem Gespräch von Winter mit Schütz, dem Kundenberater der Bank. Das klingt so:

 

„...“Du rechnest mit einer Hungersnot?“ „Mindestens mit einer Sintflut. Die Welt ist schließlich gerade wieder einmal dabei, verrückt zu werden.“...“

 

Winters Weg führt von der Schweiz über Deutschland durch die Türkei bis nach Russland. Mehr als einmal ist er in Lebensgefahr und gezwungen, aus einer äußerst schwierigen Lage einen Ausweg zu finden. Doch die Zeit läuft ihm davon. Nur wenn er schnell genug ist, kann er eine Katastrophe verhindern. Politische Entscheidungsträger sind nicht gerade hilfreich. Kommissar Franke von der Berliner Polizei drückt das gegenüber Winter so aus:

 

„...BKA, BND, Europol stehen einander gegenseitig auf den Füßen herum. Jeder versucht, seinen Arsch zu retten. Der Herr Innenminister hat sich eingemischt. Ich bin nur noch der Laufbursche...“

 

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es hat mich nicht nur spannend unterhalten, sondern auch durch das Spiel mit Möglichkeiten betroffen gemacht.