Rezension

Wie tief werden wir fallen

Die Hochhausspringerin
von Julia von Lucadou

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt/Klappentext:
Riva ist Hochhausspringerin – ein perfekt funktionierender Mensch mit Millionen Fans. Doch plötzlich weigert sie sich zu trainieren. Kameras sind allgegenwärtig in ihrer Welt, aber sie weiß nicht, dass sie gezielt beobachtet wird: Hitomi, eine andere junge Frau, soll Riva wieder gefügig machen. Wenn sie ihren Auftrag nicht erfüllt, droht die Ausweisung in die Peripherien, wo die Menschen im Schmutz leben, ohne Möglichkeit, der Gesellschaft zu dienen. Was macht den Menschen menschlich, wenn er perfekt funktioniert? „Die Hochhausspringerin“ führt in eine brillante neue Welt, die so plausibel ist wie bitterkalt. Julia von Lucadou erzählt von ihr mit der Meisterschaft der großen Erzählungen über unsere Zukunft.
Persönliche Meinung:
Julia von Lucadou schreibt mit " Die Hochhausspringerin", erschienen  im Hanser Verlag Berlin ihren Debütroman. Sie erschafft darin eine Welt, die von Perfektion und individueller Selbstoptimierung geprägt ist, deren Ziel es ist, ein möglichst leistungsfähiges Subjekt in einer digitalen und überwachten Welt zu sein. Nur wer dazugehört, darf im Zentrum leben und schnell kann es in der Peripherie enden, in der die Menschen leben, die gesellschaftlich "wertlos" erscheinen.
Die Sprache der Autorin ist sanft und kühl zugleich, weckt Hoffnungen und Illusionen und zeigt uns damit eine Welt auf, in die wir uns immer weiter zu bewegen. Gecoachte Selbstaufgabe zum Wohle eines Systems, deren einziges Ziel es sein kann, den Mensch für sich nutzbar zu machen und seine Ressourcen gewinnbringend umzusetzen. Hier bekommt der Begriff Human Ressources einen sehr bitteren Beigeschmack. Ein Buch, dass nachwirkt, aufrüttelt und uns darüber nachdenken lässt, in welcher Welt wir leben möchten.
Eine Dystopie, die von der Realität z.T nur noch Wimpernschläge entfernt ist und die den Leser ein wenig über seine ganz persönliche Selbstoptimierung nachdenken lässt.