Rezension

Düster und emotionskalt erzählt

Die Hochhausspringerin
von Julia von Lucadou

Bewertet mit 4 Sternen

Eine junge Frau – ihr Name ist Riva – stand viele Jahre als Sportlerin im öffentlichen Rampenlicht. Gut durchtrainiert, perfektioniert für die Gesellschaft als Vorzeigeobjekt. Von einem Tag auf den anderen streikt Riva, und will nicht mehr springen. Deshalb wird die Psychologin Hitoma Yoshida beauftragt, Riva zu motivieren, sich dem Sport wieder zu widmen. Dazu muss Hitoma erst einmal herausfinden, warum Riva sich dem Sport und Erfolg wiedersetzt. Hitoma kommt nicht an Riva heran, und bezieht einen Mann mit hinein, der Riva motivieren soll. Gleichzeitig setzt Hitomas‘ Auftraggeber – der Master genannt – sie unter Druck, dass sie endlich etwas unternehmen soll, damit Riva weder die Gesellschaft, noch die Sponsoren der Sportlerin vergrault. Hitoma wendet nicht ganz akzeptierte Methoden an. Kann Hitoma Riva aus ihrem Loch herausholen?

Julia von Lucadou greift in ihrem Debütroman zwei Frauenfiguren auf, die an ihre jeweiligen Leistungsgrenzen stoßen. Riva, die sportliche Figur, und Hitoma, die wissenschaftliche Figur, wobei beide stark, aber auch zerbrechlich wirken. Stärke nach außen zeigen für den Erfolg, aber in ihren stillen Rückzugsräumen verlieren sie sich in Schwäche und Einsamkeit, denn dann bricht das nach außen gezeigte Rückgrat zusammen. Jede von beiden versucht, auf ihre methodische Art und Weise ihr Ziel zu erreichen beziehungsweise möglichst unbeschadet aus ihrer Misere herauszukommen. Die Autorin schuf perfektionierte Figuren, die an einem strengen disziplinierten Lebensablauf verfolgen müssen beziehungsweise sollen. Andere Figuren in dem Roman vor, wie die beiden Frauen funktionieren sollen. Aber dieses Funktionieren ist begleitet von Gefühlskälte, Gefühlsarmut und technologisch durchgetaktet. Eine Welt aus Beobachtung, Computertechnologie und sozialer Ignoranz besteht diese Welt in dem Roman. Beziehungen und Familien existieren eigentlich nicht, dann eher als maschineller Ersatz in Form einer Roboterfigur.

Als ich diesen Science-Fiction Roman begann zu lesen, dachte ich immer, es ist ein Roman über zwei Frauen in zwei Lebenswelten, aber als ich dann mich genauer mit dem Roman befasste, und feststellte, dass es sich um einen Science-Fiction Roman handelte, war ich zunächst überrascht. Einzige Elemente meiner Meinung nach, waren die Technologien in den Settings und das durch und durch organisierte Leben der beiden Hauptprotagonistinnen. Es wird bei diesem Roman auch gerne von einem dystopischen Roman gesprochen. Dazu fehlen mir aber mehr die gesellschaftlichen Umstände in diesem Roman. Denn  der Fokus liegt hauptsächlich auf dem Umfeld der beiden Frauen. Auf mich wirkte der Roman eher psychologisch und sozialpsychologisch, als ob man mit den beiden Frauen ein Experiment durchführen würde. Ein wenig Spannung habe ich ebenfalls vermisst.