Rezension

Wiener Krimi mit Schmäh

Der Henker von Wien - Gerhard Loibelsberger

Der Henker von Wien
von Gerhard Loibelsberger

916, Wien. Der Krieg wirft immer mehr Schatten auch auf die Heimatfront. Nicht nur, dass täglich mehr als 1000 verwundete Soldaten in Wien eintreffen, auch die Versorgungslage für die Bevölkerung ist immer weiter reglementiert. Lebensmittelkarten, Schlange stehen, Hunger. Lebensmittel, die es im Geschäft nicht mehr zu kaufen gibt......Aber es blüht der Schleichhandel (Schwarzmarkt), hinter den Theken wird unter der Hand verkauft, zu teurem Geld. Und dann gibt es da neuerdings "die Quelle", die in Wien den Schleichhandel  an sich reißt, die Preise diktiert und alle anderen, die nicht "mitspielen" wollen, aufknüfpt. Oberinspector Nechyba ermittelt.

Gerhard Loibelsberger hat eine Romanserie rund um den Ermittler Nechyba ersonnen, die in einer Zeit vor über 100 Jahren spielt. Dennoch scheint sie gar nicht so fern, wirken die Menschen von damals wie Menschen von heute. Loibelsberger lässt durch Sprache und Beschreibungen ein kaiserliches Österreich zu Zeiten des 1. Weltkrieges wieder aufleben, lässt uns Leser eintauchen in ein altes Wien. Die Sprache mit den vielen Wiener Ausdrücken (keine Angst, es gibt immer wieder Fußnoten, die den ein oder anderen Ausdruck übersetzen), der Flair der Fiaker und  vor allem die vielen Situationen, bei denen es ums Essen geht.
Dazu gibt es ohne Schwarz-Weiß-Malerei zu betreiben die vielen Grautöne der Lebensbedingungen, der Notsituationen und der harten Zeit, die damals herrschte.
Nicht zu vergessen die  Spannung, wer steckt hinter dem Schleichhandel ?, vieviele Tote wird es noch geben ?, und manch eine gefährliche Situation bei der man das Buch kaum aus der Hand legen möchte, lassen diesen Lokalkrimi zu etwas ganz besonderem werden.

Dies ist der fünfte Roman um den Genussmenschen Nechyba. Ich kannte bisher keinen der Vorgängerromane, dies ist für die Handlung auch nicht vonnöten, höchstens um den Inspector näher kennen zu lernen. Jeder Roman behandelt abgeschlossen einen anderen Kriminalfall.