Rezension

Zäher und langweiliger Anfang, aber dann wurde es besser

Darf ich dich jetzt behalten? -

Darf ich dich jetzt behalten?
von Sophia Money-Coutts

Bewertet mit 3 Sternen

In "Darf ich dich jetzt behalten?" von Sophia Money-Coutts soll die Verwicklungen des modernen Liebeslebens ironisch und mit einem Augenzwinkern dargestellt werden, sodass der Leser gut unterhalten wird. Leider war das bei mir nicht ganz der Fall.

Denn Lil, die eigentlich Lilian heißt, wurde von ihrem Freund verlassen und geht nach Monaten das erste Mal wieder auf ein Date. Max, den sie auf einer Dating-App kennengelernt hat, ist attraktiv, freundlich und sehr anziehend, sodass beide direkt im Bett landen. Das Erwachen folgt schnell: Max ist fort, reagiert auf keine Nachrichten und zu allem Überfluss ist Lil schwanger. Lils ganzes Leben steht Kopf und dann ist Max auch nicht irgendwer: Er gehört zum Adel und ist immer wieder in Klatschzeitschriften und Talkshows zu sehen, da er auch ein begnadeter Bergsteiger ist.

Ich fand den Klapptext unglaublich spannend, doch die Ernüchterung kam schnell. Der Prolog, in dem Lil den Schwangerschaftstest macht, ist absolut nicht meines gewesen. Zu viele unnötigen Details, die ich auch nicht ironisch oder mit einem Augenzwinkern fand, sondern einfach völlig fehl am Platz. Danach wurde es minimal besser, aber es wurde so viel geschrieben, was völlig langweilig und überflüssig war. Ich habe mich durch die ersten 200 Seiten wirklich gequält. Erst als Max und Lil wieder aufeinandergetroffen sind wurde das Buch langsam besser. Im letzten Drittel konnte ich dann auch ein oder zwei Mal schmunzeln, aber vorher war das absolut nicht mein Humor, wenn es denn überhaupt welcher war, und ich lache an sich wirklich viel und schnell. Vor allem fand ich viele Sachen auch sehr merkwürdig (Vorsicht, ganz minimale Spoiler. Wenn nicht gewollt, dann ab dem nächsten Absatz weiterlesen!), wie zum Beispiel, dass Lil mit Anfang 30 nicht weiß, dass eine Pille unwirksam ist, wenn man sie gerade genommen hat und dann Durchfall bekommt oder dass sie an einer sehr teuren Privatschule arbeitet, in der unter anderem auch Promikinder gehen, sie sich aber nur ein WG-Zimmer leisten kann und dann auch schon knapp bei Kasse ist. Aber am Wochenende immer in die Bar gehen geht natürlich. Am merkwürdigsten fand ich, dass Max so präsent in den Medien ist, sei es wegen seinem Klettern oder wegen seiner Ex-Freundin, er aber zu einem Geburtsvorbereitungskurs oder zum Babyshopping kann und keiner irgendwas mitbekommt. Etwa sieben Monate war das und keiner hat etwas herausgefunden. Sehr unrealistisch…

Die Charaktere selbst waren ganz in Ordnung, aber auch nicht überragend. Lil fand ich teilweise naiv, allerdings hat man gemerkt, wie sehr sie ihren Job liebt und auch ihre Liebe zu ihrem E.T., wie sie und ihre Freunde das Baby während der Schwangerschaft genannt haben, wächst. Das fand ich wiederrum sehr schön. Max konnte ich die ganze Zeit sehr gut verstehen. Erst dieser Argwohn, ob es wirklich sein Kind ist und dann wie er sich nach und nach daran gewöhnt und das Beste aus allem machen will. Jess, Lils beste Freundin, fand ich anfangs unglaublich unsympathisch, wurde im Laufe des Buches aber deutlich besser und am Ende mochte ich sie unglaublich gerne. Lils Eltern fand ich ungewöhnlich, aber sehr süß, vor allem Dennis.

Was mir an dem Buch gefällt ist allerdings die Tatsache, dass eine Schwangerschaft und die Geburt nicht so romantisiert wird. Es ist knallhart ehrlich, wie dass Schwangere eben sehr viel pupsen, dass ein Einriss bei der Geburt kommen kann und noch vieles mehr. Zudem mochte ich das Ende gerne, weil dort nicht alles überhastet wurde, sondern es recht realistisch blieb.

Anfangs hätte ich dem Buch nur einen Stern geben können, was das höchste der Gefühle gewesen wäre, aber durch den Verlauf und dem Ende konnte es noch etwas Boden gut machen, sodass ich nun drei Sterne vergebe.