Rezension

Zimtschnecken sind fertig

Mittsommercamp zum Verlieben -

Mittsommercamp zum Verlieben
von Michaela Metzner

Bewertet mit 3 Sternen

Bea ist eine fleißige und perfektionistische Sekretärin mit einer schönen Wohnung und ihrem langjährigen Partner Thomas an der Seite. Sie leben den deutschen Durchschnittsalltag eines kinderlosen Paares. Die Begegnung mit der Fitnesstrainerin Susi lässt Thomas jedoch aus diesem Trott ausbrechen und einen Neustart in Ulm wagen. Für Bea bleiben nach der Trennung lediglich der Van und ein kleines Ferienhaus in Schweden, welches zwar sehr hyggelig (gemütlich), aber eben auch recht marode ist. Der Traum von einem besseren Leben in Schweden ist geboren, aber der Arbeitsmarkt in der ländlichen Idylle bietet wenig Chancen für deutsche Gründlichkeit oder etwa doch?

Neben Bea übernimmt Ed die männliche Hauptrolle in dem Roman, der das besagte Camp aus dem Titel für Jugendliche aus schwierigen Verhältnissen aufbauen möchte. Allen Widrigkeiten zum Trotz kämpft er für die Auszeit der Stockholmer Kids, wenngleich ihm kurz vor der Eröffnung noch zwei Betreuer*innen fehlen und er von seiner Chefin gehörig Druck bekommt. Mangels anderer Möglichkeiten schnell einen gut bezahlten Job in Schweden zu bekommen, übernimmt Bea eine tragende Rolle im Camp, obwohl sie Kindern eigentlich gar nichts Positives abgewinnen kann.

Unseren Jahresurlaub in Schweden vor Augen habe ich mich als Einstimmung auf zwei entspannte Wochen sehr auf die Lektüre von dem „Mittsommercamp zum Verlieben“ gefreut. Meine Erwartungen konnte die Autorin allerdings leider nicht erfüllen. Die Handlung ist kaum überraschend und fesselte mich insgesamt zu wenig.

Der Schreibstil ist locker und leicht und manchmal gelingt es Michaela Metzner auch den Zauber der schwedischen Weite zu Papier zu bringen, speziell an lauen Sommerabenden am See und beim Vernaschen der ofenwarmen Zimtschnecken. Hier gibt es für alle Naschkatzen auch ein Rezept im Anhang, was zwar ziemlich aufwendig wegen der Ruhezeiten erscheint, aber definitiv von mir gebacken wird. Im Nachwort erklärt die Autorin, dass Bea auch viele biographische Charakterzüge aufweist und sie selbst als junge Mutter frohen Mutes nach Skandinavien ausgewandert ist. Dafür hätte ich mir mehr Reisefieber und Entdeckungsgeist von Bea gewünscht.

Mein persönliches Manko ist zudem die Beschreibungen der romantischen Zweisamkeit in ungestörten Momenten, um es mal kinderfreundlich auszudrücken und möglichst wenig zu spoilern. Ich hatte wahrlich kein erotisches Feuerwerk erwartet, aber die Wortwahl wiederholt sich in den intimen Szenen extrem, sodass ich schon zwischenzeitlich genervt war, wenn erneut „die Erektion zu spüren“ war.