Rezension

Zwei sind einer zuviel - oder doch nicht?

Ben und Teo - Martin Baltscheit

Ben und Teo
von Martin Baltscheit

Bewertet mit 4 Sternen

Ben und Teo sind eineiige Zwillingsbrüder. Für Außenstehende nicht zu unterscheiden. Zwischen beiden herrscht (unterschwellig) immer ein Konkurrenzkampf. Wer hat was besser gemacht, wer kann was besser, wer ist schöner, schlauer, größer ... Und sie fragen sich, wie es wohl wäre, Einzelkind zu sein. Eines Tages entdecken sie einen Spiegel. Einen Zauberspiegel. Durch diesen Spiegel können sie von ihrer "Zwillingswelt" in ihre jeweilige "Einzelkinderwelt" wechseln. Das ist auch anfangs ganz spannend und toll. Mal nichts mit seinem Bruder teilen müssen. Keine Freunde, nicht die Liebe der Eltern und überhaupt gar nichts. Doch ist es wirklich das, was die beiden wollen? Als der Spiegel nicht mehr in seiner ursprünglichen Form existiert, ist der Weg in die "Zwillingswelt" plötzlich versperrt und die beiden merken, wie toll es doch eigentlich ist, einen Bruder zu haben. Nur was tun? Durch einen glücklichen Zufall kommen die beiden am Ende aber doch wieder zusammen. Und wollen auch nie mehr streiten.

Eine sehr schöne Geschichte für Kinder ab 8 Jahren, bei der ich mehr als einmal gedacht habe: Genau wie bei meinen eigenen eineiigen Zwillingsjungs. Bei denen tobt auch täglich dieser Konkurrrenzkampf. Es ist also schon ein ganzes Stück weit authentisch beschrieben. Diese Zankereien und der Wunsch, Einzelkind zu sein.
Auch ist das Buch sehr flüssig und altersgerecht geschrieben. Keine kompolizierten Wörter oder Satzgebilde. Kurze, klar gegliederte Kapitel. Und es sist sehr schön und treffend illustriert. Eine sehr gelungene Kombi.

Nicht ganz so gelungen fand ich die Szene auf dem Schulhof mit der drohenden Schlägerei. Schlimm genug, dass das täglich passiert. Das auch noch in einem Buch (grade für Kinder dieses Alters - die sich vielleicht noch ein "gutes Beispiel" daran nehmen, weil sie doch noch sehr beeinflussbar sind-) zu behandeln ... ich weiß nicht. Gleiches gilt für den Umgang mit diversen Schimpfwörtern, wie: "Das geht mir am A.... vorbei, Idioten, Spinnst Du jetzt oder willst Du uns vera...? usw. Meiner Meinung nach wäre das Buch auch gut ohne ausgekommen. As sind so die kleinen Wehrmutsropfem.

Alles in allem aber ein sehr schönes, altersgerechtes Buch, das uns lehrt, dass es okay ist, ein Individuum zu sein. Auch, wenn es gemeinsamt doch am Schönsten ist. Von mir eine 4-Sterne-Leseempfehlung.