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Indiebookday 2014

Indiebookday

Indiebook-Tipps: Christian von Zittwitz und Torsten Woywod

Übermorgen ist es soweit: In zahlreichen Buchhandlungen wird der „Indiebookday 2014" zelebriert, den wir vorbereitend mit entsprechenden Buchtipps flankieren. Heute stellen Christian von Zittwitz (Gründer und Chefredakteur „BuchMarkt") sowie Torsten Woywod (WLD-Redaktion) besondere Indiebooks vor.

Nachdem zuvor bereits „Indiebookday"-Erfinder und mairisch-Verleger Daniel Beskos, Stefan Weidle (Vorsitzender der Kurt Wolff-Stiftung), Autor Benedict Wells sowie die Blogger und Buchhändler Sarah Reul und Sebastian Kretzschmar ihre Lieblingstitel aus unabhängigen Verlagen vorstellten, haben die heutigen Tippgeber jeweils einen Titel aus dem aktuellen Frühjahrs-Programm der Indiebook-Verlage ausgewählt.

Christian von Zittwitz gründete 1966 (gemeinsam mit Klaus Werner und Eberhardt Dickert) das unabhängige Branchenmagazin „BuchMarkt", bei dem er auch heute als Chefredakteur und Gesellschafter fungiert. 2009 erhielt Christian von Zittwitz – als erster Journalist überhaupt(!) – die goldene Ehrennadel vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels.

Christian von Zittwitz empfiehlt:
„Iman", Ryad Assani-Razaki (Wagenbach)

Zahllose Kilometer entfernt - rückt Afrika immer näher.

Ryad Assani-Razaki lässt in seinem großen ersten Roman „Iman" junge Menschen sprechen, die von den eigenen Eltern verkauft und von der Welt verraten wurden. Toumani, Alissa und Iman verbindet ein gemeinsames Schicksal, ihre Träume und Hoffnungen aber trennen sie, und dann kommt die Liebe ihrer Freundschaft in die Quere.

Erst ist man etwas geschockt über Ende des Romans, so unversöhnlich, so wenig Hoffnung. Dann denkt man aber: ein großartiger Roman voller Wucht und Emotionen.

Torsten Woywod empfiehlt:
„Ansichten eines alten Kamels", Michael Stauffer (Voland & Quist)

Über zehn Jahre ist es nun schon her, als ich zum ersten Mal ein Buch von Michael Stauffer in Händen hielt: „I promise when the sun comes up I promise I'll be true. - So singt Tom waits. Ich will auch Sänger werden" lautete der Titel meiner damaligen Lektüre, womit sich der Schweizer Autor ganz sicher auch Chancen auf eine Nominierung zum „Ungewöhnlichsten Buchtitel des Jahres" hätte ausrechnen können. Aber auch der Inhalt war reichlich ungewöhnlich: 85 Seiten, 112 Fußnoten - prall gefüllt mit skurrilen Episoden , die dem Alltag des Protagonisten entstammen sollten.

Vor wenigen Tagen ist bei Voland & Quist ein neuer Titel von Michael Stauffer erschienen: „Ansichten eines alten Kamels". Auf Fußnoten wurde zwar diesmal verzichtet, nicht aber auf eine 'typisch stauffer'sche' Handlung:

So gibt der Roman vor, die „unglaubliche Geschichte" von Henri Choffat nachzuerzählen. Und das kam so: Einen Tag nach dem großen Brand im örtlichen Altersheim begegnet Michael Stauffer beim Spazierengehen einem Hund. Dieser trägt einen USB-Stick am Halsband mit sich, auf dem Choffats besagte Geschichte in 33 Kapiteln abgespeichert ist.

Auf diese Weise erfährt Stauffer (und natürlich auch wir), dass Choffat kurz vor seinem 40. Geburtstag einen ominösen Anruf des 'World Genetic Center' erhielt, wonach er 22 Gen-Doppelgänger haben soll. Die Behörde bittet Choffat im Forschungs-Mithilfe; für das Anfertigen seiner Lebensgeschichte soll er monatlich 6.000 Franken erhalten. Nach fünf Jahren des Nichtstuns - und dem Erhalt von 360.000 Franken - ereilt Choffat plötzlich ein schlechtes Gewissen: Er lässt sich für ein Jahr in ein Altersheim einweisen, um in Ruhe seine Memoiren anfertigen zu können ... doch dann kommt alles ganz anders. 

Manchmal schlägt Stauffer dabei durchaus nachdenkliche Töne an - zumeist jedoch dicht gefolgt von aberwitzig-absurden Episoden wie der Schilderung einer Hemd-Rock-Toblerone-Honig-Episode zum 30. Geburtstag (S. 41) oder seiner selbst verfassten Abdankungsrede („Liebe Anwesende, meine Damen und Herren, ihr seid noch da, ich bin schon weg. [...]").

Unter dem Strich ein echter Stauffer mit viel Witz, Drive und Überraschungseffekten, der in „Ansichten eines alten Kamels" eine Geschichte à la „Einer flog übers Kuckucksnest" entspinnt. - Nur ganz anders. ;-)

Weitere Linktipps rund um den Indiebookday:
www.indiebookday.de
www.mairisch.de
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Kommentare

westeraccum kommentierte am 20. März 2014 um 11:33

Vor allem der Afrikaroman interessiert mich sehr, den muss ich mir vormerken.

Den Stauffer kenne ich auch noch nicht.

Frieda kommentierte am 20. März 2014 um 12:42

Da muss ich doch in die Bücher mal reinlesen... 

 

katze267 kommentierte am 20. März 2014 um 15:48

Beide klingen sehr ungewöhnlich, Die Ansichten eines alten Kamels auch skuril

die Hemd-Rock-Toblerone-Honig-Episode zum 30. Geburtstag klingt ein bisschen wie die Geschichten aus dem Buch von Ringsgewandl.

Karithana kommentierte am 20. März 2014 um 15:56

Danke für die neuen Tipps. 

Das Buch über Afrika klingt spannend. Bei dem Vorschlag von Torsten weiß ich noch nicht, was ich davon halten soll :-)

Mann, wann ist endlich Ostern? Würde doch gerne das Bücherfasten durchhalten. 

Heinz60 kommentierte am 20. März 2014 um 18:03

Tolle Buchtipps - man sollte immer offen für neues sein.  Die Kamelbücher könnten für mich mal eine ganz neue Richtung zum lesen sein.

Streiflicht kommentierte am 21. März 2014 um 16:48

staufer sagt mir auch nichts, klingt aber gut. wobei ich mich frage, wie leicht oder schwer das mit den vielen fußnoten zu lesen ist.