Rezension

1. Band der Elster-Reihe

Die Gesichtslosen - Stephanie Fey

Die Gesichtslosen
von Stephanie Fey

Bewertet mit 4 Sternen

Die 31-jährige Rechtsmedizinerin Carina Kyreleis kehrt nach dramatischen Ereignissen in Mexiko nach Deutschland zurück. Sie kann und will nicht mehr in Mexiko leben - zu viel Schmerz ist damit verbunden. Als sie ein überaus interessantes Jobangebot aus ihrer Heimatstadt München erhält, beschließt sie, nach langen Überlegungen, dieses anzunehmen, auch wenn sie sich dann wieder mit ihrer Familie auseinandersetzen muss. An sich liebt sie ihre Familie, dennoch ist es nicht immer leicht mit ihr. Ihr Vater Matthias ist ein sehr angesehener und bekannter Kriminalhauptkommissar und Leiter der Münchner Mordkommission und auch ihre Mutter Silvia ging schon immer in ihrem Beruf als Hebamme voll und ganz auf, sodass es Carina und ihre ein Jahr jüngere Schwester Wanda nicht immer leicht hatten. Wanda hingegen scheint vollkommen aus der Art geschlagen zu sein. Sie ist die Liebenswürdigkeit in Person und dennoch, im Gegensatz zu ihren Eltern, eher unstet, nicht unbedingt verantwortungsbewusst und recht unorganisiert. Dennoch schafft sie es, mit Hilfe ihrer Familie, ihr Leben und das Leben ihres kleinen Sohnes Sandro zu meistern. Die beiden Schwestern stehen sich, trotz ihrer offensichtlichen Unterschiede sehr nah und so war es auch nur Wanda, die wusste, wo sich Carina aufhielt, als diese vor Jahren fluchtartig Deutschland verließ, nur um endlich dem (gutgemeinten) Überwachungswahn ihres Vaters zu entkommen.

Noch gar nicht ganz in München angekommen, nimmt ihr Vater Carina gleich mit zu einem Tatort. Eine Frau wurde auf ihrem Sofa gefunden, anscheinend ein Angriff von ihrem Jagdhundmischling. Ob sie noch lebt oder nicht, können die Polizisten vor Ort nicht sagen, da der Hund sie nicht zum Opfer lässt. Hier lernt Carina den entzückenden Tierarzt Dr. Clemens Schäfer kennen, dem es gelingt, dem Hund habhaft zu werden und die Anwesenden können feststellen, dass das Opfer noch lebt. Doch Carina fallen gleich Ungereimtheiten auf - war dies wirklich die Tat des Hundes?

Kurz nach diesen Ereignissen beginnt Carina offiziell mit ihrer Arbeit und wird auch von den neuen Kollegen herzlich aufgenommen, nur ihre neue Chefin Professor Paula Feininger benimmt sich ihr gegenüber eher ablehnend. Eine Situation, die bei Carina auf Unverständnis stößt, immerhin hatte diese ihr noch in Mexiko das Jobangebot gemacht. Unerwartet erhält Carina eines Tages von Luise Salbeck Besuch. Diese ist überzeugt davon, vor kurzem ihre Schwester Rosa in der Stadt gesehen zu haben - wobei diese nach offiziellen Angaben schon einige Jahre tot und begraben ist. Sie bittet Carina, ihr Gewissheit zu verschaffen, dass diejenige Tote, die begraben wurde, nicht ihre Schwester ist. Solche Aufgaben gehören definitiv nicht zu Carinas neuem Aufgabengebiet und dennoch, irgendwas an Luise rührt sie, sodass sie sich tatsächlich, wider besserem Wissen, an die Recherche macht, was seinerzeit wirklich passiert ist und ob wirklich Rosa Salbeck begraben wurde. Was jedoch zu diesem Zeitpunkt noch niemand ahnt, das Verschwinden Rosas und der Angriff auf die Hundehalterin weisen eine Verbindung auf, die schon Jahrzehnte zurückliegt ...

Ein gelungener Auftakt! Den Plot fand ich detailliert und ansprechend ausgearbeitet, besonders gut hat mir hier das Verhältnis zwischen Carina und ihrem Vater gefallen, wo für jeden ersichtlich ist, dass sie sich lieben, Matthias jedoch, ausgerechnet seiner ältesten, mitten im Leben stehenden Tochter, nicht die Freiheiten gewähren will/kann, wie zum Beispiel der jüngeren, flatterhaften Wanda. Die Charaktere wurden sehr facettenreich und tiefgründig erarbeitet und gerade Carina und Matthias üben eine ausgesprochen starke Faszination auf mich aus - von den Beiden bekommte man, so glaube ich, so schnell nicht genug. Auch das Agieren miteinander wurde hervorragend umgesetzt. Den Schreibstil empfand ich als angenehm zu lesen, wobei ich mir an manchen Stellen doch mehr knisternde Spannung gewünscht hätte.