Rezension

1. Band der Talent-Reihe

Gefährlich begabt - Talent #1
von Simone Olmesdahl

Bewertet mit 4 Sternen

Die 17-jährige Anna Graf verbringt die Sommerferien wie immer bei ihrer Tante Eva Ringer an der Nordsee. Dies hat eine jahrelange Tradition und Anna genießt die Zeit bei ihrer Tante. Hier kommt sie zur Ruhe, kann sich vom Stress der Abiturvorbereitungen erholen und verbringt ihre freie Zeit, wenn nicht mit Eva, so mit ihrem Sandkastenfreund Kevin. Anna hat ein sehr inniges Verhältnis zu ihrer Tante, die wie ein ruhender Pol im Leben ihrer Nichte ist. In den letzten Jahren war Annas Leben recht turbulent. Ihre Eltern ließen sich scheiden, woraufhin ihre Mutter Arbeit in der Schweiz annahm und Anna bei ihrem Vater in Köln blieb. Eine Situation, mit der sie hätte Leben können, auch wenn sich das Verhältnis zur Mutter deutlich abgekühlt hat und sie sich nur zu den Weihnachtsfeiertagen sahen. Doch seit ihr Vater gleich nach der Trennung mit einer neuen Freundin aufwartet, der für die Trennung verantwortlichen Sally, die nur wenige Jahre älter ist als Anna, ist das ruhige Leben vorbei, denn Sally und Anna können einander nicht leiden. Nur mit Müh und Not gelingt es ihnen, nicht ständig in Streit zu geraten.

Doch Eva ist nicht irgendeine Tante - Anna ist ihre Erbin. Hierbei geht es nicht um materielle Dinge, obwohl die Anna ebenfalls eines Tages erben wird, sondern um das Talent, dass Eva inne hat. Es gibt etwa 60.000 Menschen auf der Welt, die mit Talenten gesegnet sind. Diese können Gestaltenwandeln, Gedankenlesen oder auch Totenbeschwörung sein. Ein solches Medium ist Eva. Diese Talente werden nicht genetisch weiter gegeben, sondern immer via einem magischen Testament. Neben den Talenten, gibt es noch die Magier. Diese verfügen über die Fähigkeit, Flüche zu nutzen. Magier jedoch sind keine Menschen - sie haben keine Gefühle und sind nur an der Erweiterung ihrer Macht interessiert. Sie schleichen sich in die Welt der Talente ein und bringen diese dazu, ein Testament zu ihren Gunsten abzuschließen - anschließend ermorden sie den Talentträger, um an deren Talent zu kommen. So auch die Familie Fingerless.

Sebastian Fingerless ist es gelungen, in den Freundeskreis von Frank und Marla Cole einzudringen. Frank ist ein Empath und hat sein Talent an Sebastian vermacht - woraufhin ihn fast zeitnah der Tod erwartet. Marla, die eine Hexe ist, bittet nach dem Tod Franks Eva um Hilfe, damit sie mit ihm Kontakt aufnimmt. Eva gelingt es, Frank zu erreichen und sie erfährt, wer für seinen Tod verantwortlich ist. Doch ehe sie Marla Bericht erstatten kann, wird sie von Jonathan Fingerless, dem Oberhaupt der Magier-Familie, ermordet. Anna findet ihre Leiche und damit verändert sich ihre gesamte Welt. Plötzlich ist sie Erbin eines Talents, mit dem sie nicht umgehend kann, da ihre Ausbildung noch lange nicht abgeschlossen war. Auf Evas Beerdigung lernt sie Marla kennen und nimmt deren Hilfsangebot an, da sie ihr Talent nicht mehr allzu lange unterdrücken kann. Bei Marla lernt sie Sebastian kennen - und verliebt sich auf den ersten Blick in ihn. Sebastian ist durchaus interessiert Anna - ist sie doch ein Medium und auch dieses Talent könnte er sich aneignen. Doch das Empathen-Talent, das er von Frank geerbt hat, macht ihm einen Strich durch die Rechnung. Zum ersten Mal in seinem Leben erlebt er Gefühle und spürt auch die von seinem Gegenüber. Ohne dass er etwas dagegen tun kann, wird er immer weiter in die Gefühlswelt der Menschen hineingezogen und entwickelt Gefühle für Anna - was tödliche Folgen haben könnte. Doch die Gefahr, in der Beide schweben, ist größer, als sie ahnen können ...

Ein gelungener Auftakt mit einem ganz bösen Cliffhanger! Der Plot wurde sehr detailliert und abwechslungsreich gestaltet, sodass ich mir nie sicher war, wohin mich das Buch führen würde. Auf jeden Fall hat mich das Buch in eine andere, parallele Welt entführt, in die ich problemlos eintauchen konnte. Die Figuren wurden sehr facettenreich und tiefgründig erarbeitet, wobei mir sehr gut die Wandlung von Anna von einer schüchternen Schülerin zu einer starken Führungspersönlichkeit gefallen hat. Regelrecht begeistert bin ich jedoch von der Entwicklung der Figur Sebastian. Ganz hervorragend fand ich die Darstellung, wie ein Wesen das erste Mal Gefühle empfindet und was diese in ihm auslösen, wie er sie bekämpft bzw. annimmt - einfach eine geniale Darstellung. Den Schreibstil empfand ich als angenehm zu lesen, hätte mir jedoch in einigen Situation etwas mehr Dramatik und Emotionen gewünscht, gehe aber ganz stark davon aus, dass hier im 2. Band der Reihe noch einiges auf mich zukommt. Abschließend kann ich für mich sagen, dass mir der Einstieg in die Geschichte von Anna und Sebastian gut gefallen hat und ich mit dem 1. Band der Reihe herrliche Lesestunden verbracht habe und nun mit Spannung dem 2. Band entgegen fiebere.