Rezension

Eine echte Überraschung

Gefährlich begabt - Talent #1
von Simone Olmesdahl

„Tödliches Wissen“

Inhalt:
Die 17-jährige Anna besucht jedes Jahr ihre Tante Eva. Doch, was keiner weiß: Ihre Tante ist eine Begabte, die mit den Toten Kontakt aufnehmen kann. Als sie kaltblütig ermordet wird, geht dieses Talent auf Anna über, die damit jedoch nach dem Tod ihrer Tante mehr als überfordert ist. Unerwartet bekommt sie von Marla und Sebastian Hilfe, welche ebenfalls begabt sind. Aber Sebastian ist nicht, was er vorgibt zu sein und bald schon muss Anna sich entscheiden, ob sie ihrem Schicksal folgt und sich gegen Sebastian stellt...

Meine Meinung:
Das Buch ist jetzt zu Ende gelesen und es hallt dieses Gefühl nach, das man hat, wenn man nicht will, dass eine Geschichte schon endet. Es bleibt ein wenig Traurigkeit, aber auch Begeisterung zurück, dass ich mich dazu entschieden habe, dieses wirklich tolle tolle tolle Buch zu lesen. Denn zuerst war ich nicht so wirklich überzeugt, da das Cover nicht so wirklich meins ist. Die Gestaltung und Farben sind wirklich schön, doch die beiden Personen wirken leider nicht so wirklich, vielmehr rufen sie ein belustigtes Schmunzeln hervor. Aber, lasst euch von dem Cover nicht trügen. Denn „Gefährlich begabt“, der erste von vier Bänden überzeugt auf ganzer Länge. Es ist ein Fantasyroman vor allem für Jugendliche und man begleitet Anna auf ihrer spannenden aber auch emotional sehr mitnehmenden Reise.
Die Grundidee ist dabei wirklich neu und kreativ. Die Autorin begeht hier ein ganz neues Territorium. Sie führt den Leser in die Welt der Begabten ein, Menschen mit verschiedenen Fähigkeiten. Bis hierhin eigentlich etwas, das man schon oft gesehen hat, sei es in Film, TV oder Buch. Aber die eigentliche Idee und das ganze Drumherum ist dabei neu und sehr erfrischend. Dadurch weiß man wirklich nicht, was auf einen zukommt und die Autorin schafft es, durch unerwartete Wendungen und Entdeckungen stets zu überraschen. Deswegen kommt auch sehr viel Spannung auf und man wird quasi an seinen Reader gefesselt. Ich konnte die Geschichte wirklich nicht aus der Hand legen, sie war ein echter Page-Turner.
Die Sterberate in dem Roman ist sehr hoch und Brutalität wird hier, wenn auch nicht sehr direkt, doch sehr ergreifend und schockierend beschrieben. Weswegen der Roman sicher nichts für zarte Gemüter ist, denn die Familie Fingerless mordet hier ohne jegliche Rücksicht und Hemmungen. Es ist faszinierend, was für eine Angst der Name Fingerless auslöst und wie die Autorin genau dieses beklemmende Gefühl auch auf den Leser überträgt.
Auch die Liebesgeschichte besticht durch ihre wundervolle Gestaltung. Zuerst denkt man sich: Ach, wieder so eine Liebe auf den ersten Blick, bei der sich die beiden nach 5 Seiten ihre große Liebe schwören. Aber nein, man wird schnell eines besseren belehrt. Denn was auf den ersten Blick 0815 aussieht, entwickelt sich doch langsam und als Leser ist man jederzeit dabei, wie sich die Gefühle entwickeln und intensivieren. Man fühlt mit den beiden mit und wird mitten in diese herzzerreißende Liebesgeschichte gezogen. Denn das ist sie: Diese Art herzzerreißende, dramatische und romantische Liebe gegen alle Regeln, welche die Macht hat, Menschen zum Guten zu ändern. Es ist auch diese Art von Liebe, die irgendwie unrealistisch wirkt, worüber man aber gerne hinwegsieht, weil sie einfach viel zu schön ist.

Nun einmal zur Protagonistin.
Anna ist vor allem eines: Sehr sympathisch. Sie ist ein ganz normales Mädchen, mit deren Ängsten und Gefühlen sich wohl ein jeder identifizieren kann. Sehr glaubwürdig und liebenswert begegnet sie dem Leser und ich hatte sie schon nach wenigen Seiten in mein Herz geschlossen. Aber nicht nur Anna, sondern wirklich jeder einzelne Charakter, egal ob Handlungsträger oder kleine Nebenfigur, ist so wundervoll und mit einer solchen Tiefe gestaltet.
Vor allem Sebastian ist die absolute Überraschung des Buches. Hin und wieder wird auch aus seiner Perspektive berichtet, was dem Leser die Möglichkeit gibt, ihn besser zu verstehen. Er ist so komplex und die Autorin schafft es auf eine sehr mitreißende Weise, seinen inneren Kampf zwischen Gut und Böse rüberzubringen. Er ist einer dieser männlichen Protagonisten, denen man auch noch lange nach dem Lesen hinterher schmachtet. Er wird einfach so unglaublich anziehend beschrieben, dass man hofft, dass sich die echten Männer irgendwann mal ein Beispiel an ihm nehmen. Gleichzeitig ist er aber auch ein männlicher Hauptcharakter, der so gar nicht der typische Held ist. Er zweifelt an sich selbst, ist nicht immer stark und fällt immer wieder in alte Verhaltensmuster zurück. Dadurch gewinnt sein Charakter aber nur umso mehr an Glaubwürdigkeit und Tiefe.

Fazit:
„Gefährlich begabt“ ist eine echte Überraschung und definitiv jetzt schon eines meiner Lesehighlights 2013. Die Geschichte ist spannend, fesselnd und die Emotionen werden sehr gut rübergebracht. Auch der Schreibstil liest sich flüssig und die Charaktere sind ausnahmslos überzeugend. Ich kann die kommenden Fortsetzungen gar nicht abwarten und bin auf jeden Fall jetzt schon ein Fan der Autorin. Eine klare Leseempfehlung für alle, die gute und spannende Fantasyromane für Jugendliche mögen.