Rezension

Berührend erzählt und erschreckend aktuell

Ursula und die Farben der Hoffnung -

Ursula und die Farben der Hoffnung
von Ulrike Renk

Bewertet mit 5 Sternen

Ursula zeichnet und malt schon seit ihrer Kindheit leidenschaftlich gern und empfindet sogar Gefühle in Form von Farben. In der Sommerfrische lernt sie die etwas ältere Vera Dehmel kennen und freundet sich mit ihr an. Durch ihre Freundin lernt sie die Welt der Kunst kennen und kommt mit faszinierenden Persönlichkeiten in Kontakt – nicht zuletzt mit Veras Bruder Heinrich, für den Ursula bald mehr empfindet als nur Freundschaft.

Während Ursula sich dank der Rückdeckung der Dehmels traut, sich bei der Kunstakademie in Berlin zu bewerben, und sie dort in die Meisterklasse für Buchdruck und Illustration aufgenommen wird, bricht der erste Weltkrieg aus und auch Heinrich wird eingezogen…

 

 

Meine Meinung:

Schon den ersten Teil über Paula Dehmel habe ich sehr gerne gelesen und ich habe mich sehr gefreut, dass nun der zweite Teil dieser Familiensaga erschienen ist und ich wieder etwas Zeit mit den Mitgliedern der Familie Dehmel verbringen konnte.

Ursula als Protagonistin in diesem zweiten Teil der Saga war mir von Anfang an sympathisch und ich habe ihre Entwicklung sehr gerne verfolgt und mit ihr mitgefiebert und mitgelitten.

Dank der gewohnt flüssigen und gleichzeitig plastisch-atmosphärischen Erzählweise von Ulrike Renk war ich sehr schnell mitten im Geschehen und hatte das Gefühl, Ursula sehr gut kennenzulernen im Laufe der Handlung. So habe ich mich mit ihr gefreut, als sie Vera und Heinrich Dehmel kennengelernt hat, als sie sich in ihrer Kunst immer weiterentwickelt hat, über die verschiedenen Künstlerinnen und Künstler eine ganz neue Welt kennengelernt hat und insgesamt mit viel Mut und Zuversicht ihren Weg gegangen ist. Das war sicherlich sehr modern für ihre Zeit und umso beachtlicher, dass sie sich nicht davon hat abbringen lassen.

Gleichzeitig war ich mit den Figuren ganz entsetzt über den Ausbruch des ersten Weltkriegs und die Schrecken und Einschränkungen, die dieser erste große Krieg mit sich gebracht hat. Oft musste ich schlucken, weil ich zu oft an die aktuellen Geschehnisse in der Ukraine erinnert wurde.

Es macht mich richtig traurig zu sehen, dass manche Menschen offenbar gar nichts aus der Geschichte gelernt haben.

 

Neben den liebevoll und warmherzig gezeichneten Figuren, die mir beim Lesen sehr nah gekommen ist, hat es mir auch sehr gut gefallen, welche Einblicke man in die Kunstszene und entsprechende Arbeitsweisen bekommt. Das wird von der Autorin genauso liebevoll und im Detail beschrieben wie die große Wäsche in einem Aushalt zu Beginn des 20. Jahrhunderts, so dass man sich alles sehr plastisch vorstellen kann.

Grundsätzlich besticht auch dieser Roman wieder durch die fundierte Recherche und die sehr gute Vermittlung des Lebensgefühls zu der Zeit. Man kann sich wirklich gut vorstellen, wie der Alltag der Menschen in Deutschland vor und während des ersten Weltkriegs aussah.

 

Darüber hinaus ist es fast schon unheimlich, welche Parallelen sich zu den aktuellen Geschehnissen zeigen.

 

 

Fazit:

Ich habe es sehr genossen, Zeit mit der warmherzig gezeichneten Person Ursula zu verbringen. Die Geschichte – die auf wahren Begebenheiten beruht – hat mich sehr berührt und wird mich sicherlich noch lange beschäftigen. Ich kann es gar nicht abwarten, bis die nächsten Teile der Saga erscheinen, denn es sind noch einige Fragen offen geblieben.