Bleibt distanziert
Bewertet mit 3.5 Sternen
Hannahs Familie ist jüdisch und flüchtet vor Kriegsausbruch mit dem Schiff MS St. Louis aus Nazi-Deutschland. Die reiche Familie Rosenthal muss fast alles zurücklassen und ein Vermögen dafür bezahlen, damit sie Reisetickets, Aufenthaltgenehmigung, Visa und co für ein neues Leben im fernen Kuba bzw. New York erhalten. Zum Glück wandert auch Hannahs erste große Liebe Leo mit aus. Auf der St. Louis, die sehr luxoriös ausgestattet ist, haben sie die glücklichste Zeit ihres Lebens.
-- Doch die Einfahrt in den kubanischen Hafen wird zu einem großen Drama, was historisch belegt ist. Die St. Louis hat es wirklich gegeben und erhielt keine Landeerlaubnis am Hafen Kubas. Über 900 Flüchtlinge wurden ihrem Schicksal überlassen und nur dank des Kapitäns Gustav Schröder schafften es einige zu überleben. --
Doch Hannah konnte sich vor dem Nazi-Terror auf Kuba absetzen, dort wo sie Jahre später nochmal das Drama des Kommunismus erleben muss.
Im Jahr 2014 wünscht sich die bald 12-jährige Anna zu ihrem Geburtstag mehr über die Familie ihres Vaters, der bei 9/11 umkam, zu erfahren. Und so macht sie sich mit ihrer Mutter auf eine Reise in die Vergangenheit und lernt Hannahs Lebensgeschichte, die von Verlusten und Verdrängung geprägt ist, kennen.
Das Buch lässt sich in einem guten Lesefluss und spannend lesen, doch es berührt nicht so sehr wie andere Bücher über diese Zeit. Es ist sicherlich auch Absicht, dass die Personen distanziert und kalt bleiben, da sie diese schlimme Zeit durchmachen mussten. Im Vordergrund steht das gut recherchierte historische Schicksal der Flüchtlinge der St. Louis und dieser Roman soll über dieses in Vergessenheit geratene Thema aufklären. Sicherlich sollte nicht so viel dazu erfunden werden.
Der Romanleser wird sich jedoch freuen, dass hier auch das fiktive Geschehen einen runden Abschluss nimmt.
Außerdem sind im Buch Passagierlisten und Fotos der wahren Flüchtlinge, inklusive Erläuterungen, enthalten.