Rezension

Brutal ehrlich und deprimierend - Eine Erzählung welche unter die Haut geht

Sekunden der Gnade -

Sekunden der Gnade
von Dennis Lehane

Bewertet mit 5 Sternen

„Sekunden der Gnade“ ist mein erstes Buch des Autoren Dennis Lehane und mit seinem neusten Werk, konnte mich der Autor wirklich voll mitreißen. Sehr gelungen stellt er das Leben im Stadtteil South Boston, genannt Southie, in Boston im Jahr 1974 dar. Armut, Gewalt und Drogen prägen den Alltag der Bewohner:innen, zusätzlich aufgeheizt wird die Stimmung durch den anstehenden erzwungenen Schultausch. Vor diesem Hintergrund schafft Dennis Lehane eine dichte Atmosphäre und vermittelt gekonnt die vorherrschende absolute Trostlosigkeit. Der Schreibstil liest sich durchaus angenehm, aber ehrlich gesagt hätte ich nicht damit gerechnet, wie sehr mich die Geschichte emotional deprimiert. Die Hauptprotagonistin Mary Pat macht es einem dabei zusätzlich auch nicht leicht. Auch wenn ihre grundlegende Ziele verständlich sind, greift sie doch auf zunehmend gewaltvolle Methoden zurück. Wer detaillierte Schilderungen davon nicht aushält, wird sich mit dieser Lektüre denke ich schwer tun. Und auch der durchgängig gelebte Rassismus von fast allen Charakteren, sowohl im Verbalen, als auch in direkten Handlungen ist nur schwer auszuhalten. Einziger kleiner Lichtblick ist die Ermittler-Perspektive von Bobby, aber auch seine Sicht allein kommt natürlich nicht gegen die erschlagend negative Grundstimmung an. Damit will ich nicht sagen, dass mir der Roman nicht gefallen hätte. Denn letztendlich ist er finde ich großartig erzählt und erscheint dermaßen wahr, das es eben weh tut. Auf manche Gewalttat hätte ich zwar verzichten können, insgesamt ist das Buch aber überaus lesenswert. Deshalb vergebe ich letztendlich auch volle 5 Sterne und eine Leseempfehlung für Alle, die auf der Suche nach einer emotional anspruchsvollen Lektüre sind.