Rezension

Dichter und Denker

Eine Familie in Berlin - Paulas Liebe -

Eine Familie in Berlin - Paulas Liebe
von Ulrike Renk

Bewertet mit 3 Sternen

Während mich die Ostpreußen-Saga und auch die Seidenstadt-Saga von Anfang bis Ende total gefesselt hatte und ich die Bücher gar nicht mehr aus der Hand legen konnte, tat ich mir mit dem ersten Band der neuen Saga ziemlich schwer. Die Geschichte ist ganz anders, als die bisherigen Bücher der Autorin. Ich fühlte mich in der Welt der Dichter überhaupt nicht wohl. Man musste sich sehr auf die damalige Zeit und das Denken der Menschen einlassen, um überhaupt etwas für sie abzugewinnen. Der Roman beruht auf der wahren Geschichte von Paula Dehmel. Ich muss gestehen, dass ich vorher weder von ihr, noch von Richard Dehmel je was gehört habe. Um ehrlich zu sein, ich will auch gar nicht mehr von ihnen wissen. Richard ist ein Narzisst, der die Menschen in seiner Umgebung blendet und dann seelisch kaputt macht und sich noch darüber wundert. Er ist ein Mensch, der ständig aufs Podest gehoben und angehimmelt werden musste. Genügend Fans hatte er wohl zu seiner Zeit. Zum Glück geht es überwiegend in der Geschichte um Paula. Leider verspricht der Klappentext da etwas, was erst sehr spät überhaupt zur Sprache kommt. Lange Strecken widmet sich Ulrike Renk dem Leben der jungen Paula, die zu ihrer Tante Auguste zieht, um gesellschaftlich Fuß zu fassen. Sie hat ein sehr inniges Verhältnis zu ihrem Bruder Franz, mit dem sie regen Briefkontakt pflegt. Später gibt es diesen schwülstigen Briefverkehr zwischen Paula und Richard. Mich hat leider dieses poetische und dieses Gesülze in den Briefen überhaupt nicht angesprochen. Es hat sehr den Lesefluss unterbrochen. Am liebsten hätte ich Paula die ganze Geschichte hindurch geschüttelt, damit sie ihre rosarote Brille abzieht. Mir fehlte in diesem Buch der Spannungsbogen. Es geht immer wieder um die gleichen Dinge und man dreht sich regelrecht im Kreis. Erst das letzte Drittel des Buches fand ich interessant, aber nicht spannend. Bei den anderen Büchern konnte man mit den Protagonisten mitfiebern, sie erlebten etwas. Hier plätscherte die Handlung vor sich hin und endet mit einem Paukenschlag. Ich hoffe sehr, dass die weiteren Bände etwas interessanter und spannender werden!