Rezension

Die liebe Familie...

Sieben verdammt lange Tage - Jonathan Tropper

Sieben verdammt lange Tage
von Jonathan Tropper

Bewertet mit 4 Sternen

Inhalt:
Nicht nur dass Judd Foxman hat seine geliebte Frau Jen mit seinem Chef in flagranti erwischt, jetzt ist auch noch sein Vater gestorben, dessen letzer Wunsch es war, dass die Familie für ihn Schiwa sitzt also eine traditionelle jüdische Totenwache für ihn abhält, die sieben Tage dauert. Hätte Judd eine "normale" Familie wäre das wahrscheinlich auch kein Problem und würde ihm vielleicht sogar Trost über den Verlust seines Vaters und das Scheitern seiner Ehe spenden, aber die Foxmans sind alles andere als eine normale Familie. Im Normalfall enden die seltenen Familietreffen damit, dass irgendwer bereits nach kürzester Zeit einen dramatischen Abgang hinlegt, was dieses Mal aber nicht möglich ist und sie sich für eine ganze Woche zusammenraufen müssen. Und als wäre das alles noch nicht genug, muss Judd auch noch erfahren, dass Jen schwanger ist...

Meinung:
Jonathan Tropper schreibt hier in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Protagonist Judd Foxman, sodass man dessen Gedanken und Gefühle, die oft sehr ausführlich, aber nicht langatmig beschrieben werden, sehr gut nachvollziehen kann.
Der Humor, mit dem der Autor die Geschichte verfasst hat, sorgt für so manchen "Laugh-Out-Loud"-Moment und trotzdem schafft er es eine gewisse Ernsthaftigkeit zu bewahren, die diesen Roman nicht platt erscheinen lässt, aber auch nicht zu tiefgründig, und ihn realistisch macht. Auf der Rückseite des Buches wird die TV Spielfilm mit folgenden Worten zitiert: "Dieser Roman ist wie das Leben: todtraurig, urkomisch, überraschend." Besser kann man es eigentlich nicht zusammenfassen. Ein Wechselbad der Gefühle erlebt man beim Lesen dieses Buches. Das dürfte auch an den sehr gut gezeichneten und sympathischen Charakteren liegen.
Auch wenn die Familie Foxman, anscheinend genetisch bedingt, nicht wirklich in der Lage ist ihre Gefühle auszudrücken (und das obwohl, oder vielleicht gerade weil, Mama Foxman Psychiaterin ist) und die Geschichte aus Judds Perspektive erzählt wird, kann man sich auch in die anderen Charakter gut hineinversetzen. Außerdem konnte ich mich die ganze Zeit über nicht entscheiden, ob ich gerne zu ihnen dazugehören würde oder sie einfach nur für verrückt erklären soll. Wahrscheinlich beides :) so einen verrückten Haufen muss man ja einfach gernhaben. Am liebsten mochte ich Nesthäkchen/Nachzügler Phillip, dessen ganze Art einfach einmalig unterhaltsam ist. Nach und nach kommen immer mehr Geheimnisse der einzelnen Familienmitglieder ans Licht und auch wenn am Ende nicht Friede, Freude, Eierkuchen herrscht (wieder ein Aspekt der Kunst Jonathan Troppers, denn wäre das der Fall, so wäre es nur langweilig und vorhersehbar gewesen), so haben sie sich zumindest wieder einander angenähert.
Nichtsdestotrotz konnte mich das Ende nicht zu 100% überzeugen, bietet meines Erachtens nach allerdings noch eine Fortsetzung an, die ich nur zu gerne lesen würde.

Fazit:
Ein unterhaltsames und gleichzeitig durchaus realistisches Buch, das in seinem Verlauf bei einem die verschiedensten Emotionen hervorruft und Fortsetzungspotential hat.