Rezension

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Ganz nett.

Sieben verdammt lange Tage - Jonathan Tropper

Sieben verdammt lange Tage
von Jonathan Tropper

Bewertet mit 3 Sternen

Es ist noch nicht lange her, dass Judd sich von seiner untreuen Ehefrau Jen getrennt hat, als er die Nachricht erfährt: Nach schwerer Krankheit ist sein Vater verstorben. Nach dessen letzten Willen soll sich die Familie nach jüdischer Tradition zu einer siebentägigen Totenwache im Elternhaus einfinden. Judd will sich gerade auf den Weg machen, als Jen ihm eröffnet, dass sie schwanger ist...

Wie der Titel schon verrät, freut sich Judd nicht gerade auf die Zusammenkunft mit seiner Familie. Problematisiert wird hauptsächlich die mangelnde Fähigkeit der meisten Familienmitglieder, Gefühle auszudrücken und angemessen mit ihnen umzugehen. So beginnt das Buch mit einer offenbar lapidar klingenden Aussage von Judds Schwester Wendy, die ihren Bruder über den gemeinsamen Verlust in Kenntnis setzen will: "Dad ist tot."

Alles in allem würde ich sagen, ist alles an dem Buch ein wenig dick aufgetragen. Es strotzt vor Extremen. Alle haben offenbar viel Geld und wenn nicht, sind sie mit einer reichen Person zusammen. Auch scheint die ganze Familie gezwungen verrückt. Beispielsweise ist die Mutter nicht nur eine chirurgisch optimierte Frau, sondern auch eine erfolgreiche Therapeutin und Expertin auf dem Gebiet der Erziehung. Dabei ist sie scheinbar großer Freud-Fan. Ihr Lieblingsthema ist ihr Sexleben und Sex im Allgemeinen - auch Verhaltensweisen ihrer Kinder bringt sie in alltäglichen Gesprächen erfolgreich mit deren Libido in Verbindung.
Im Gegensatz zu den Charakteren ist das Ende sehr gewollt unklischeehaft. Es ist mehr oder weniger offen: Es wird nicht deutlich, ob Judd zu seiner Frau zurückkehrt, eine neue Beziehung eingeht oder zunächst einmal allein bleibt.

Witzig an "Sieben verdammt lange Tage" finde ich zwei von Judds Geschwistern: Seinen Bruder Phillip (das schwarze, promiskuitive und mit Drogen experimentierende Schaf der Familie) und seine Schwester Wendy, auch wenn sie mich ein wenig an Bernd das Brot und die Dunkelhaarige aus "2 Broke Girls" erinnert. Beide zusammen wären wahrscheinlich der perfekte Ersatz von Charlie Harper in "Two and a half Men" gewesen. 

Die Hauptfigur Judd erscheint mir dagegen sogar noch ein wenig seichter. Er wirkte beim Lesen auf mich sehr oberflächlich. Nur seine Frau Jen wird - vielleicht verständlicherweise - idealisiert. Die Geschichte hätte ich wahrscheinlich aus Sicht von Phillip interessanter gefunden.