Die spannende Vorgeschichte der Wanderhure - auch als Neueinsteiger*in in die Reihe sehr interessant!
Bewertet mit 4 Sternen
Darum geht's in »Die junge Wanderhure«:
»Deutschland, 1410: Die junge Bürgerstochter Marie fällt einer Intrige zum Opfer und wird schwer misshandelt aus der Stadt gejagt. Sie sehnt nur noch den Tod herbei. Doch das würde den endgültigen Triumph ihrer Feinde bedeuten. Marie beschliesst, nicht aufzugeben, auch wenn sie dafür ihren Körper verkaufen und in Schande leben muss. Die nächsten drei Jahre geht sie durch die Hölle. Doch sie weiss: Der Tag wird kommen, an dem sie ihren Peinigern erneut gegenübertreten und endlich Rache nehmen kann...«
Original-Klappentext
Meine Meinung:
Der Schreibstil der Autor*innen ist sehr flüssig und angenehm zu lesen. Sie legen viel Wert auf die Dialoge zwischen den Charakteren, aber auch auf Beschreibungen oder die Gedanken- und Gefühlswelt der Protagonist*innen. Diese Mischung hat mir gut gefallen, und ich war schon nach wenigen Seiten mitten in der Story angekommen. Die Geschichte wird aus mehreren Perspektiven sowie auf zwei unterschiedlichen Zeitebenen erzählt - in der »Gegenwart« ist Marie eine ältere Frau, mehrfache Mutter und Grossmutter, und in der »Vergangenheit« ein junges Mädchen.
Marie als Protagonistin war mir sympathisch. Trotz ihres schlimmen Schicksals verliert sie niemals den Mut und gibt nicht auf, egal, welche Hindernisse sich ihr in den Weg stellen. Auch wenn sie zwischendurch mit ihrem Schicksal hadert, wird sie im Verlaufe des Romans zu einer starken und selbstbewussten Frau, die nicht nur für sich selbst, sondern auch für andere einsteht. Diese Entwicklung wurde gut dargestellt.
Im Buch tauchen viele Nebenfiguren auf. Anfangs hatte ich ein wenig Mühe mit den Namen und Verhältnissen, doch dafür gibt es am Ende des Buches ein Personenverzeichnis sowie ein Glossar, um mittelalterliche Begriffe nachzuschlagen. Beides hat mir beim Lesen sehr geholfen. Von den Nebenfiguren habe ich einige ins Herz geschlossen, insbesondere Hiltrud und Linetta, die Marie während einer langen Zeit begleiten. Natürlich gab es auch weniger sympathische Figuren, bei denen ich teilweise nur den Kopf schütteln konnte oder die mir kalte Schauer über den Rücken gejagt haben.
Der Hauptteil des Buches dreht sich um die Intrige, der Marie zum Opfer fällt, und darum, wie sie zur Wanderhure wird. Trotz einiger Wiederholungen in der Handlung war die Geschichte sehr spannend. Marie und die anderen Wanderhuren begegnen immer wieder neuen Herausforderungen, Intrigen und Gefahren, die sie nur gemeinsam überwinden können. Dank der guten Recherchearbeit erfahren wir Leser*innen viel über das damalige Leben der Wanderhuren, aber auch über das Mittelalter allgemein.
Fazit:
»Die junge Wanderhure« ist die spannende Vorgeschichte, die auf eine aufregende Weise erzählt, wie Marie zur Wanderhure wurde. Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen, dafür gibt es gute vier Sterne.