Rezension

Durchaus schöner Ansatz, leider zum Teil zäh und anstrengend zu lesen.

Wo der spitzeste Zahn der Karawanken in den Himmel hinauf fletscht -

Wo der spitzeste Zahn der Karawanken in den Himmel hinauf fletscht
von Julia Jost

Bewertet mit 2.5 Sternen

Uffz... was habe ich mich hier anstrengen müssen. Zwischendurch pausiert und dann wieder versucht - immerhin erfolgreich. Aber mal von vorn:

Die Erzählerin ist 11 Jahre alt, als sie sich unterm Umzugs-LKW versteckt und rückwärts zählt, denn sie spielt ein Versteckspiel mit ihrer Freundin Luca. Während dieser Zeit wird ihr Wohnhaus von ihren Eltern und vielen helfenden Dorfbewohnern leergeräumt für den Umzug in einen anderen Ort. Gleichzeitig folgen wir als Leser/innen den Gedanken und Erinnerungen der Erzählerin, die da unterm LKW hockt, in einem Dorf in Kärnten, nicht weit von dort, wo der spitzeste Zahn der Karawanken in den Himmel hinauffletscht.

Die vielen Erinnerungen der Erzählerin in Form von unzähligen Anekdoten aus dem Dorfleben und aus ihrer Familie reihen sich aneinander. Viel Personal tritt auf, was es mir nicht immer leicht gemacht hat bei der Orientierung. Österreichische Mundart und auch Dialekte sind eingefügt - das macht es insgesamt sehr authentisch, aber auch manchmal schwierig lesbar für mich Norddeutsche. Die Erzählperspektive, insbesondere die Aneinanderreihung verschiedener Zeitformen, tut ihr übriges. All dies hat den Lesefluss stark gehemmt, ist für mich auch nicht immer klar nachvollziehbar.

Nicht alle Anekdoten haben mich fesseln können, durchaus aber ein paar. Das dörfliche Leben -mit einigen gemeinschaftlichen Traumata- ist athmosphärisch dargestellt, insbesondere, wenn es um die sehr patriarchalen und rechtspopulistischen Zustände geht. Noch in den 1990er Jahren, als unsere Erzählerin umzieht, wird von normgerechter Erziehung schwadroniert. Problematisch nur, dass die Erzählerin selbst und ihre beiden älteren Brüder alles andere als das sind.

Nachdem ich zwei Drittel des Romans mit Mühe geschafft hatte, musste ich erst einmal pausieren. Einige Zeit später las ich weiter und musste feststellen, dass der letzte Abschnitt mich durchaus fesseln konnte. Hier werden viele Geschehnisse präsenter und verständlicher, auch, weil es insbesondere die eigene Familie der Erzählerin betrifft. Das hat mich deutlich mehr interessiert als die vielen Dorfbewohnergeschichten.

Insgesamt ist der Roman mit dem hinreißenden Titel einen Tick zu anstrengend gewesen. Es ist durchaus viel Schönes dabei. Es bleibt aber ein fader Beigeschmack der Quälerei ;) Und ich glaube außerdem, dass es bei dieser Lektüre ganz besonders darauf ankommt, ob man selbst gerade genügend Zeit und Ruhe für diese Art des Erzählens aufbringen kann. Definitiv kein Roman zum fix nebenher lesen.